Home [IDEE]   [TOUR]  [PERSONEN]   [LINKS]  
Test
 
Route der Schleswig-Holstein/Hamburg-Tour

Nachdem ich im Vorjahr Niedersachsen mega-monster-moerder-mäßig bereist hatte, war es natürlich kein allzu weit hergeholter Gedanke, auch die anderen Bundesländer so abzugrasen. Um der langsamen Steigerung Willen und wegen der Möglichkeit, mit dem auch dieses Jahr erhältlichen Schülerferienticket (wie das Wochenendticket, bloß für Schüler und die ganzen Ferien) bis nach Hamburg zu kommen, fiel meine Wahl auf Schleswig-Holstein als nächstes Land. Auch wenn es zu der Zeit nicht gut um meinen Opa stand, wählte ich den Beginn der Ferien, um zu starten.

1. Etappe      260695,   126 km

Hansestadt Hamburg - Pinneberg - Itzehoe - Meldorf - Heide

Jenes schönen Montags machte ich mich also - zum ersten und bis 2007 einzigen Mal mit einem anderen Rad als einem der KTMs namens Happy, die ich im Laufe der Zeit geritten habe (ich hatte es im Vorjahr in Rotenburg (Wümme) gekauft; es wurde mir geklaut, ich fand es wieder; und dann wurde es mir noch einmal, diesmal auf Nimmerwiedersehen, geklaut) - auf den Weg. Ich hatte bei meiner Tante in Jesteburg, so dreißig Kilometer vor den Toren Hamburgs, übernachtet, nahm einen Zug zum Hauptbahnhof und begann dort den zweiten Teil einer langen Geschichte namens Mega-Monster-Mörder-Tour. Für ein Landei wie mich war das natürlich schon mal ein Erlebnis, kilometerweit in eine Richtung zu fahren, ohne den Stadtrand zu erreichen. Harvestehude, Eppendorf, Stellingen, Hagenbecks Tierpark, Lokstedt, Niendorf, Krupunder. Und dann begann begann Schleswig-Holstein. Zweitkleinstes Flächenland der Republik, einziges, das an zwei Meere grenzt und dessen Grenzen zu mehr als Prozent im Wasser liegen, nämlich in der Elbe, der Nordsee und der Ostsee. Alle würde ich sozusagen hautnah miterleben.
Doch zuerst querte ich eine Landgrenze, und kurz dahinter war auch schon die erste Rast fällig in Pinneberg. Während der ganzen Tour, so also auch hier, habe ich mich recht wenig um die Sehenswürdigkeiten gekümmert, was zwar schade ist (und in wenigen Fotos resultiert), aber nun mal nicht zu ändern. Auch erinnere ich mich nur noch wenig an die Städte, so dass ich im Folgenden selten mehr schreiben werde können als dass ich gerastet habe.
So auch hier, denn weiter ging's, über Prisdorf und Elmshorn , Paradies und Grevenkop nach Itzehoe. Die Rast hier verbrachte ich gegenüber des Kreishauses auf dem Rasen vor der Kirche unter einer stattlichen Eiche . Wie unschwer auf den Bildern zu erkennen, herrschte bestes Wetter, was natürlich immer schier nach baldiger Weiterfahrt ruft.
Kurz hinter Itzehoe kam ich zu einem kleinen Ort, der, so unbedeutend er auch sein mag, wohl einem großen Teil derjenigen vom Namen her bekannt sein dürfte, die einen Führerschein ihr eigen nennen: . Warum auch immer ich das Gegenstück nicht angefahren habe - so sieht es aus . Wiederum nur ein kleines Stück später erreichte ich die tiefste Landstelle Deutschlands. Bei 3,6 Metern unter Normalnull fragte ich mich (und tue es bis heute), wo denn das Wasser hinfließt, das dort aus dem artesichen Brunnen sprudelt ...
Nun folgte ein Teilstück, das ich bei Gelegenheit noch einmal neu fahren werde, denn es beinhaltet eine Fährbenutzung über den Nord-Ostsee-Kanal. "Nur" fünfzehn Kilometer weiter gibt es eine Hochbrücke, über welche man auch mit dem Rad fahren kann. So wie es jetzt ist, nahm ich die Fähre bei Burg, durchquerte selbiges, dann Frestedt und Windbergen und fuhr dann auf der B 5 weiter bis Meldorf. Glücklicher Zufall, dass dieses, ehedem Sitz des Kreises Süderdithmarschen, auf der Route liegt, war ein glücklicher Zufall, denn zu dem Zeitpunkt schlossen die Mega-Monster-Mörder-Kriterien die gewesenen Kreisstädte noch nicht ein. Aber: Durchfahren ist durchfahren :-). Hinter Meldorf verließ ich die Bundesstraße wieder und tauschte sie gegen kleine Sträßchen, die weiter nach Norden führten. Von Heide dann aus rief ich zu Hause an und musste mir mitteilen lassen, dass an diesem Tage mein Opa seiner Leukämie erlegen war.
Die Beerdigung sollte am Freitag stattfinden in Brandenburg an der Havel. Ich würde also am Mittwoch eine Tourpause einlegen und nach Hause fahren. Die erste Nacht der beiden bis dorthin wollte ich unter der Autobahnbrücke verbringen, die ich vorher von weitem gesehen hatte. Ich fuhr also zurück zu der Brücke, von der ich dachte, es führe nur die Bahnstrecke hindurch. Der nächste Bahnübergang war etwa fünfhundert Meter entfernt, und von dort aus schob ich am Bahndamm entlang - um festzustellen, dass, durch einen kleinen Zaun von der Bahnstrecke getrennt, auch eine Straße überbrückt wurde. Ich zog es vor, auf der anderen Seite zu schlafen, und machte mich also nochmals auf den Weg.
In der Nacht erwachte ich von dem jetzt wohlbekannten Geräusch von Schritten auf Schotter, von Stimmen und - von Spraydosen. An der Wand gegenüber wurden Graffiti erneuert. Später kamen die Jungs auch noch mal auf meine Seite herüber, bemerkten mich auch und machten in rücksichtsvoller Lautstärke weiter. Dies und dies Graffito entstanden in dieser Nacht.

2. Etappe      270695,   127 km

Heide - Husum - Nordstrand (Kr. Nordfriesland) - Broderswarft (Kr. Nordfriesland)

Den nächsten Tag begann ich mit einem Frühstück auf dem Heider Marktplatz , und dann nahm ich kleinere Straßen über Wesselburen und das Eidersperrwerk hinüber nach Tönning - wie Meldorf ein Glückstreffer bei der Routenplanung, aber eben auch ohne Stadtschildfoto. So richtig stehen jetzt noch Niebüll (nur wenige Kilometer umfahren) und Eckernförde aus, aber um der Stadtschilder Willen und wegen der Kanalquerung werde ich wohl den Streifen an der Westküste komplett noch einmal fahren.
Oldenswort, Simonsberg (Entschuldigung - Berg!?), wo ich mir ein Eis gönnte, und Einkhaushallig lagen rasch hinter mir (na gut, das mit dem Eis hat schon einen Moment gedauert ...), und schon kam ich nach Husum, Theodor Storms grauer Stadt am Meer.
Hiernach, um die 20-Kilometer-Regel auch dort, wo Inseln sind, wenigstens so gut wie möglich zu erfüllen, fuhr ich über den Damm auf die Insel Nordstrand hinüber und fand mich unversehens in England wieder. Natürlich nur ganz kurz. Zurück am Festland führte mich der Weg auf Feldwegen und Deichkronen direkt an der See und am Hauke-Haien-Koog, wo mir dieses schöne Sonnenuntergangsbild gelang, entlang bis Schlüttsiel. Für die zwanzig Kilometer kraxelte ich zu Fuß bis zur äußersten Spitze der mit großen Steinblöcken gesäumten Hafeneinfahrt.
Inzwischen war es doch schon recht stark am Dämmern, so dass ich hinter Schlüttsiel nicht mehr besonders weit fuhr; nur noch bis zur nächstmöglichen Schlafgelegenheit, einem Bushäuschen in Broderswarft.

3. Etappe      280695,   168 km

Broderswarft - Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog (Kr. Nordfriesland) - Flensburg - Sörup (Kr. Schleswig-Flensburg) - Schleswig

Kurz vorm ersten Bus wurde ich wach. Der Busfahrer fragte, ob ich gut geschlafen hätte :-). Nach dem Frühstück ging es dann weiter nordwärts. Eigentlich hatte ich vorgehabt, den Hindenburgdamm nach Sylt zu überqueren, doch dieser Plan wurde von der Bahn vereitelt. Die sind die einzigen, die den Damm benutzen dürfen. So blieb mir nur übrig, bis zum Ende des öffentlichen Weges vorzufahren, umzudrehen und dann einen laaangen Schwung nach Flensburg aufzunehmen.
Neukirchen, Braderup, Pinkelpause an der B 5 (Wahnsinn, an was für Nebensächlichkeiten man sich nach 'nem Dutzend Jahre noch erinnert!), Karlum, Achtrup, Sprakebüll, Schafflund, Nordhackstedt, Meynfeld, Handewitt flogen vorbei, und dann kam Flensburg, nördlichste Kreis(freie)-Stadt der Republik, oft in einem Atemzug genannt als Gegenstück zu Garmisch-Partenkirchen, die Stadt mit der Verkehrssünderpunktekartei, und ansonsten ganz hübsch, so an der Flensburger Förde gelegen. Ich war sogar schon mal hier gewesen; zwei Jahre vorher hatte eine Klassenfahrt mir einen Tag in Flensburg beschert.
Auf dem Weg hinaus lachte mich in einem Supermarkt noch ein Dreierpack Sommer-Oldie-Hits-CDs an, den ich kurzerhand mitnahm. Ich würde ja nicht lange dran zu schleppen haben. Lange Freude auch nicht, denn drei Jahre später wurden sie mir samt Radio aus dem Auto geklaut ...
Ich schlug einen sanften Bogen ostwärts wegen der zwanzig Kilometer, um nach Schleswig zu kommen und fuhr durch eine schöne Landschaft mit kleinen Hügeln, Wäldern, Feldern. Hinter Husby wurde ich wegen einer Baustelle umgeleitet, dann lief alles glatt über Sörup und Süderbrarup nach Goltoft. Dort verfuhr ich mich ein bisschen, das wäre sogar eine Abkürzung geworden. Gleich im nächsten Kaff, Scholderup, bog ich grad noch mal falsch ab, wäre ich hier weitergefahren, hätte das den Weg um dreimal die vorher fast gehabte Abkürzung verlängert. Doch ein Bahnübergang, der auf der geplanten Route gar nicht vorkam, wies mir recht früh den richtigen Weg auf die letzten sieben Kilometer nach Schleswig.
Dort stand ich dann vor der Wahl: Entweder mich zu beeilen, das Geraffel vom Fahrrad abzubauen, und dafür einen der letzten zwei Züge zu erwischen, oder gemach zu machen, auf dem Bahnhof zu pennen, und am nächsten Morgen das hiesige Schüler-Ferien-Ticket nutzen zu können und dadurch also obendrein noch ein bisschen Geld zu sparen. Ich entschied mich für letzteres, was ich meinem Vater neben Geburtstagsgrüßen heimtelefonierte, und das war wohl eine ganz glückliche Entscheidung.

Intermezzo

Am nächsten Morgen nämlich, als ich in Neumünster umsteigen musste, kam nicht der erwartete Regionalexpress eingefahren, sondern ein Intercity. Doch der Schaffner sagte, auch Inhaber von Nahverkehrstickets sollten diesen benutzen. Der Grund war folgender: In der Nacht hatte es südlich von hier einen Unfall gegeben. Auf einen stehenden Güterzug war ein Personenzug aufgefahren, zwanzig zum Teil schwer Verletzte - und gerade in diesen wäre ich vermutlich noch umgestiegen, wäre ich am Abend noch losgefahren.
Über den Rest der Heimreise, die Fahrt nach Brandenburg und die Rückreise lohnt es sich nicht, große Worte zu machen.


    Bild vor
    weiter