!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 4.01 Transitional//EN"> Mega-Monster-Mörder-Tour '07: Nordrhein-Westfalen          
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Route der Nordrhein-Westfalen-Tour

7. Etappe      190707,   142 km

Herford - Lübbecke - Getmold (Kr. Minden-Lübbecke) - Petershagen (Kr. Minden-Lübbecke) - Minden - Lemgo

Das Frühstück hatten wir relativ früh angesetzt, weil Anita einen Sprachkurs hatte, doch das kam mir sehr gelegen, da ich einer Einladung nach Dassel folgen wollte und zu diesem Zwecke frühestmöglich nach Minden kommen wollte, um von dort dahin zu fahren.
Bis ich endgültig aufbrach, nachdem ich die Fotos vom Vortag noch um einige weitere Herford; Rathaus Herford; Münsterkirche Herford; Kantorhaus, Kurienhäuser des Stiftes Herford; Denkmal der Reichsstiftsstadt Herford Herford; MARTa Herford; Göbenstraße ergänzt hatte, wurde es denn doch halb elf. Die Eilter Straße nahm ich, um zum Anfang des Werreradweges zu gelangen; diesen wolle ich ein kurzes Stück nutzen. Was einem da linkswerrisch als Radwanderweg empfohlen wird, grenzt allerdings an eine Frechheit: Grobe Steine und dicker Schotter bildeten dort streckenweise den Bodenbelag. Kurz vor Kirchlengern war dann auch noch das Radwanderer-geradeaus-Schild rechts neben den Feldweg gestellt worden, der rechts vom eigentlichen Radweg verlief, so dass ich einen Kilometer nach dem letzten Abzweig in einer Sackgasse landete. Warum der Werreradweg nicht auf die offesichtlich stillgelegte Bahnstrecke gelegt wurde ... wer weiß ... Endlich in Kirchlengern angekommen hielt ich kurz an, um mich zu orientieren, in dem Moment hörte ich mein Handy eine SM melden. Ich wandte mich zum Rucksack mit dem Handy und - schockschwerenot! - auf der einen Seite war der Reißverschluss an der Seite fast ganz aufgegangen. Wenigstens war nichts herausgefallen. Glücklicher Zufall, dass die SM gerade in dem Moment kam, sonst hätte ich es erst einige Kilometer später bemerkt.
Von Kirchlengern ging es dann in einem Bogen um die B 239 stetig aufwärts Richtung Lübbecke. Hans-Joachim hatte gesagt, da hätte ich noch einiges an Steigung vor mir. Dass das meiste davon schon bis Oberbauerschaft, dem letzten Örtchen vor dem zwischen dort und Lübbecke liegenden Höhenzug des Wiehengebirges bei Oberbauerschaft; Wiehengebirge schon abgerissen sei, hat er nicht erwähnt. Ich hoffte, dass der Weg wenigstens durch die kleine Senke ging, und das tat er auch. Und die Senke war viel tiefer als von außen ersichtlich. Nur wenige Kilo- und Höhenmeter trennten mich von dem Scheitelpunkt und einer schönen Abfahrt von fast 59 km/h, an der natürlich mittendrin das Stadtschild stand.
Lübbecke ist ganz hübsch. Doch da in der SM von meinem Männe vorhin gestanden hatte, dass die Verabredung von diesem Abend auf wahrscheinlich den nächsten verschoben sei, war ich verrückt genug zu glauben, trotz der anderthalb Stunden Verspätung vom Morgen und der dann noch zu fahrenden etwa 110 Kilometer noch vor Dunkelheit in Lemgo ankommen zu können. Ich bräuchte ja bloß in Lübecke und Minden ein bisschen Zeit einzusparen und die sechzig Kilometer auf dem flachen Land dazwischen ein bisschen schneller zu machen. So beließ ich's in Lübbecke Lübbecke; ev. St.-Andreas-Kirche Lübbecke; Skulptur Lübbecke; ehem. Rathaus Lübbecke; Burgmannshof also bei einem schnellen Snack und düste weiter, auf dem Weg gen Westen mit Gegenwind. In Stockhausen, in Alswede, in Hollwinkel: Gegenwind. In Getmold, 20-Kilometer-Punkt und Querung des Mittellandkanals: Gegenwind. Danach Richtung Osten: Nein ... keinen Rückenwind. Immer noch Gegenwind. Das fand ich irgendwie verwunderlich, aber andererseits hatte ich auch irgendwie damit gerechnet. Fair oder amüsant fand ich das desdrum trotzdem nicht. Immerhin sollte ich den Weg nach Fabbenstedt, Espelkamp ("junge Stadt in Westfalen" - mit einem Industriegebiet Mitte) und Frotheim gut finden. Und dort bog ich dann falsch ab. Auf die nächsten Kilometer wunderte ich mich ein bisschen, dass ich diverse Abzweige, derer ich einen nehmen wollte, nicht fand und dass der Wald irgendwie gar nicht zu der Straße auf der Karte passte. Dann kam auch noch ein nicht verzeichneter Campingplatz. Und dann eine Kreuzung, die schließlich Licht ins Dunkel brachte: Ich war vier Kilometer rechtwinklig vom Kurs abgekommen und befand mich ganz am Rand meines mitgenommenen Kartenmaterials. Immerhin hatte ich noch nicht niedersächsischen Boden befahren - der gleich links neben der Straße, die ich jetzt nahm, beginnt. Die Straße führte zwar in weiten Schlängeln direkt nach Petershagen, doch sie war stinklangweilig. Ausgebaut wie eine typische Bundesstraße: Zwei breite Fahrstreifen, noch 'ne Standspur links und rechts, dann Graben, dann Gebüsch.
Da nahm ich lieber den Weg, der anfänglich parallel verlief (was nur zehn Meter Versatz an optischem Genuss ausmachen können, ist unglaublich!), aber sich dann mit anderen kleinen Landsträßchen vereinigte, vorbei an Windmühlen Wegholm; Windmühle und durch das Heisterholz. Dann endlich Petershagen Petershagen; Schloss, das östliche Pendant zu Getmold und, zusammen mit diesem und Fabbenstedt, der Grund aus den 25 Kilometern zwischen Lübbecke und Minden 60 zu machen. Hier gönnte ich mir ein süßes Stückchen vom Bäcker und 'ne Cola, dann ging's, um ein schönes Bild vom Wasserstraßenkreuz machen zu können, auf dem rechtsweserischen Radweg gen Süden. Vielleicht wäre ich doch besser auf der linken Seite geblieben. Das Bild ... na ja Minden (Westf.); Wasserstraßenkreuz Nordfahrt ..., und der Weg ist auch nicht so schön, wie ich von dem anderen annehme. Aber egal. So hatte ich dann wenigstens bei der Querung der Weser (gerade hatte ich den Mittellandkanal zum dritten und letzten Mal gequert, diesmal unter-) die schönere der beiden Kanalbrücken Minden (Westf.); Wasserstraßenkreuz Südfahrt gleich im Blick, genau wie die Innenstadt Minden (Westf.); Ensemble. Dann machte ich einen Blitzbesuch in der Stadt Minden (Westf.); Marienkirche Minden (Westf.); Scharn Minden (Westf.); Haus Schmieding, Markt Minden (Westf.); Rathaus Minden (Westf.); Dom, schickte einem Berufsschulklassenkameraden einen Gruß aus Minden (so heißt nämlich auch eine unserer Lehrerinnen (und ein Hotel, das ihren Vornamen trägt, gibt es auch noch)), aß noch etwas und füllte meine Getränke auf. Es würde noch ein langes Stück werden, mit einigen Bergen, und es war schon spät.
Ich fuhr die Weser aufwärts, durch die Porta Westfalica Minden (Westf.); Porta Westfalica am Kaiser-Wilhelm-Denkmal vorbei Porta Westfalica-Barkhausen; Kaiser-Wilhelm-Denkmal Vlotho; Blick gen Norden (Wiehengebirge), wieder auf die andere Weserseite, um ein paar Meter zu sparen. Auch wenn man mir sagte, es sei auf der linken Seite schöner, was ich nachher auch glaubte. Andererseits war das Stück hinter der A 2 auch auf dieser Seite sehr hübsch. Nun kam Vlotho, und nun musste ich das Wesertal verlassen. Aber hier ging es wie so oft auf dieser Tour erst mal scheißensteil hoch, um dafür mit einer recht langen Abfahrt belohnt zu werden. Bentorf und Kalletal waren dann in der nunmehr "nur noch" hügeligen Landschaft schnell erreicht. In Hohenhausen an einer Kreuzung musste ich erst mal wieder gucken, wie ich denn jetzt nach Brosen käme, als mich ein kleiner Junge ansprach und über dies und das und jenes ausfragte. Bis ein Abschluss gefunden war, vergingen bestimmt zehn Minuten, und es dämmerte schon reichlich. Hinter Brosen ging es dann noch mal mächtig hoch bis hinter Bavenhausen Kalletal-Bavenhausen; Windmühle, und schließlich kam eine laaange Abfahrt nach Lemgo - das ich tatsächlich noch erreichte, bevor es richtig richtig dunkel war. Auf dem Stadtplan schaute ich gleich gezielt nach Schulen und fand auch welche; eine Haupt- und eine Realschule auf dem gleichen Gelände. Wenn da nicht ein Schlafplatz zu holen wäre ... Ich machte mich also auf, schaute mir das Areal an und fand auch mehrere geeignete Stellen. Eine hatte es mir besonders angetan; ein Rasenstück hinter zwei großen Büschen, die es vom Fußweg davor trennten, dazu ein überdachter Teil Lemgo; Schlafplatz nah (Bürgermeister-Graefer-Realschule) Lemgo; Schlafplatz fern, für den Fall, dass es doch regnen sollte, wie die Mutter des Jungen von vorhin im Radio gehört hatte.
Um nicht von dem Weg aus gesehen werden zu können, wählte ich die Ecke hinter dem rechten von den zwei Büschen, legte schon mal die Isomatte hin, packte schon mal ein bisschen Zeug aus, trat schon mal barfuß auf was Glitschiges, aber gleichsam Festes. Ich wusste sofort, was es war - eine Nacktschnecke. Die Taschenlampe zeigte mir dann, dass fast die ganze Wiese voll war mit den Viechern, außer der kleinen Ecke hinter dem linken Busch, wo zwischen den Pflasterplatten ein wenig Grünzeug wucherte und sie ein wenig einladender erscheinen ließ. Diese Ecke konnte man allerdings von zwei Metern des Weges aus sehen. Aber das war mir in dem Moment auch egal, ich zog halt dorthin um. Dann setzte ich mich an den Baum, der vor dem rechten Busch stand, in den Schein einer der Straßenlaternen und machte mich - zeitweise abgelenkt von einem Wiesel oder so einem Tier, das nur wenige Dekameter von mir entfernt über die andere Wiese huschte - an die Nachbereitung des Tages. Bis genau ein Uhr. Dann gingen nämlich die Laternen aus. Um so besser, so würde man mich vor Anbruch des Tages jedenfalls nicht finden, so man mich nicht suchte.
Inzwischen waren die Wolken aufgerissen, dann vollends verschwunden, so dass ich eine schöne noch fast mondlose Nacht unterm Sternenzelt verbrachte. Alles war perfekt, abgesehen vielleicht von dem Wissen darum, dass Schnecken sich auch bewegen. Na ja, und ohne Sehhilfe hat man mit zweieinhalb Dioptrien auch nicht sooo viel vom Sternenhimmel. Na gut, und viel zu kurz war die Nacht auch.

8. Etappe      200707,   123 km

Lemgo - Detmold - Höxter - Warburg

Kurz vor dem Wecker um fünf wachte ich auf. Ganz passend, weil dies ein ziemlicher Hammertag werden würde. Die Verabredung vom Vortag war auf diesen Abend verlegt worden. Ich hatte somit die Wahl, entweder bis nach Höxter zu fahren und ab da den Zug nach Kreiensen, ungefähr dort, wo ich hinmusste, zu nehmen oder bis nach Warburg zu fahren, von dort mit dem Zug nach Kassel, um mich dann von meinem Freund, der des Abends mit dem Auto von Frankfurt kommen würde, dort auflesen zu lassen.
Da am nächsten Tag das Rad sowieso im Auto nach Frankfurt reisen würde (und das in aller Herrgottsfrühe) und die Verbindung von Frankfurt nach Warburg für die Wiederaufnahme der Tour viel günstiger und obendrein billiger war, wollte ich also letzteres versuchen, und das bedeutete: Abfahrt in Lemgo noch vor sieben Uhr und möglichst bis 17 Uhr 23 die hundertvierzig Kilometer, obendrein mit einem Stück Teutoburger Wald (jetzt aber mal richtig!) und Weserbergland, dafür aber auch ein Stück Weser hinter mich zu bringen.
Freundlicherweise begegenete ich bei der frühmorgendlichen Fotosafari Lemgo; kath. Heilig-Geist-Kirche Lemgo; Rathaus, Markt, ev. St.-Nicolai-Kirche Lemgo; Mittelstraße Lemgo; Post Lemgo; Am Osttor Lemgo; Kanzlerbrunnen Lemgo; ehem. kath. Pfarrkirche St. Bonifatius einer geöffneten Bäckerei, in der ich mich zur Stärkung mit einem belegten Brötchen und einem Kakao versorgte. Dann, nachdem ich auf dem Weg aus der Stadt hinaus noch mal schnell mit Hilfe eines Autorückspiegels die Linsen in die Augen gebastelt hatte, ging es dann in einem leichten Bogen weiter. In Heiden folgte ich dem Wegweiser für Autos und fand mich zwei Kilometer später auf der B 239 wieder. Auch kein Drama, war ja jetzt nicht mehr weit nach Detmold.
Dort machte ich erst mal am Bahnhof Stopp, um mich zu vergewissern, ob ein Zug von Warburg nach Kassel tatsächlich nur alle zwei Stunden käme, was sich leider als wahr heraussstellte. Dann gurkte ich ein wenig durch die Stadt Detmold; ev. Christuskirche Detmold; Landestheater Detmold; am Schlossteich Detmold; Schloss Detmold; Markt, ev. Erlöserkirche Detmold; Rathaus Detmold; Schülerstraße Detmold; ev. Martin-Luther-Kirche und gönnte mir dann ein weiteres belegtes Brötchen mit einem weiteren Kakao, um mich dann frisch gestärkt an den Aufstieg zum Hermannsdenkmal zu machen. Das Stück Straße, das noch im Ort lag, ging noch zu fahren, ein gutes Stück von dem Waldweg Detmold; Weg zum Hermannsdenkmal (trotz mangelhafter Beschilderung doch den rechten Weg gefunden) auch, aber gegen Ende und auch auf der Straße, die ich weiter hinten wieder erreicht, wurde es doch sehr steil. Jedoch auch die höchste Grotenburg hat mal ein Ende, und ich kam am Hermannsdenkmal Detmold; Hermannsdenkmal Detmold; Hermannsdenkmal an.
Hier zeigte sich jetzt ein Vorteil des frühen Aufstehens: Beinahe nur Hermann und ich Detmold; Hermannsdenkmal, Ingo - keine Touristen hier, morgens halb zehn in Detmold. Leider war es auch ein wenig diesig, doch immerhin hatte ich vor dem Eintritt in das Denkmal daran gedacht, einen neuen Film mitzunehmen, da auf dem alten nur noch drei, vielleicht vier Bilder frei waren (fast sämtliche Fotos hier habe ich zweimal gemacht, digital für hier und analog zum Blättern (da man ja Digitalfotos nur auf Hochglanzpapier (bäbä!) abgezogen bekommt)). Dumm nur, dass der Akku in der Kamera nicht mal mehr so lange hielt, bis der alte Film zurückgespult war ... Wer ahnt denn auch so was! Detmold-Hermannsdenkmal; Blick gen Osten Detmold-Hermannsdenkmal; Blick gen Osten Detmold-Hermannsdenkmal; Blick gen Westen Detmold-Hermannsdenkmal; Blick gen Norden Detmold-Hermannsdenkmal; Blick gen Nordosten Detmold; Hermannsdenkmal
Auf dem Weiterweg (an diesem Morgen schon das zweite Mal, dass ich ein längeres Wegstück hin- und wieder zurückfuhr, was sonst eigentlich nie vorkommt, außer, wenn ich mich verfahre) wurde mir dann gewahr, warum es mir auf den letzten halben Kilometer aufwärts so steil vorgekommen war: Glatte 20 %! Hinunter brauchte es keine zweihundert Meter, um auf 60 Stundenkilometer zu kommen. Dann wurde es noch mal kurz flacher, und hinter dem Waldweg, auf dem ich hinaufgekommen war, wieder steiler. Hätte ich hier am Anfang noch zugetreten, hätte ich vielleicht die letzten 3,9 km/h zur 70 auch noch geschafft ...
Beim Blick auf den Stadtplan unten in Detmold hatte ich nicht mit meiner Karte verglichen, so dass ich nicht die kleineren Straßen weiter südlich benutzte wie geplant, sondern mich an der nächsten größeren Kreuzung auf die doch etwas langweilige Hauptstraße (ver)leiten ließ, die mich nach Holzhausen-Externsteine führte. Dort verließ ich sie dann wieder und nahm die Feldwege zu den Externsteinen, an denen ich noch mal ein kleines Päuschen einlegte und mich auch künstlerisch versuchte bei Horn-Bad Meinberg; Externsteine, Ingo bei Horn-Bad Meinberg; Externsteine bei Horn-Bad Meinberg; Externsteine bei Horn-Bad Meinberg; Externsteine. Ab hier waren die Berge nicht mehr so hoch, dafür hatte ich jedoch Gegenwind. Außer am Eschenberg, als ich die Straße mal für den Radfernweg Westfalen verließ, welcher an einem lustig vor sich hin glucksenden Bach entlang durch den Wald zum Schloss Vinsebeck Vinsebeck; Schloss führte.
Dort wechselte ich wieder auf örtliche Straßen, weil ich in Steinheim noch einen 20-Kilometer-Punkt abzuholen hatte, und über'n Berg. Hinab wieder Gegenwind, und dieses Spiel wiederholte sich weiter gen Osten auf einer Straße, der ich erst an der Bauart anmerkte, dass sie die B 239 war. In Sommersell verließ ich sie, fuhr herunter ins Tal statt hinauf zum Marienmünster und dann wieder herauf zur gleichnamigen Stadt. Irgendwie war ich ziemlich schlapp und nicht gut drauf, und ich holte mir erst mal was zu trinken.
Hinter Marienmünster ging es noch mal hoch, zur einen Seite der Straße mit einem ziemlich guten Radweg den Abbenberger Forst, zur anderen den Forst Corvey. Die Hälfte der Strecke, so dachte ich, würde Steigung sein, doch bereits nach einem Viertel begann die Grube, welche in Höxter in die Weser fließt, ihren Lauf. Auf die letzten sechs Kilometer schützte leider kein Wald vor dem Gegenwind, und dass aus den errechneten 45 Kilometern jetzt 60 geworden waren, machte die Sache auch nicht gerade angenehmer. Nachdem das in Marienmünster besorgte Getränk einfach nicht das Richtige gewesen war - keine Kohlenhydrate, bloß Zuckeraustauschstoffe -, wusste ich inzwischen, was ich mir in Höxter auf jeden Fall suchen würde, egal, ob ich jetzt weiterführe oder nicht: 'nen Schnellimbiss. Ich fühlte ganz deutlich, dass ich nach 'ner ordentlichen Pommes und 'ner Cola wieder etwas an Schwung gewinnen würde, welcher mir in den letzten Stunden doch sehr abhanden gekommen war. Das Fresschen sollte mein Körper bekommen, nachdem ich nach der Knipsrunde Höxter; Westerbachstraße Höxter; Rathaus Höxter; Dechanei Höxter; Nicolaikirche beim Zettelwirtschaften noch mal unfreundlich zu einer Raucherin sein musste.
Sie setzte sich zu mir auf die Bank und machte sich dann erst mal 'ne Kippe an, wobei der Qualm zu mir hinüberzog. Darauf hingewiesen, dass sie sich auch auf die Bank auf der anderen Seite des Baumes setzen könnte (wo sie dann auf der windabgewandten Seite beider Bänke gesessen hätte), meinte sie, sie würde aber aufpassen, dass ich nicht belästigt würde. Das ging dann etwas hin und her: "Ich will mich nicht mit Ihnen streiten!" - "Ich auch nicht, aber den Rauch kriege ich trotzdem ab." Irgendwann begriff sie dann vielleicht, dass nicht nur der ausgeatmete Rauch, dessen Richtung man ja zu einem gewissen Grad beeinflussen kann, ein Belästigungsfaktor ist, sondern auch die Rauchfahne, die beim Glimmen entsteht und die man eben nicht lenken kann. Wahrscheinlich dachte sie aber bloß: "Okay, du hast Recht und ich hab meine Ruhe!", als sie sich auf die andere Bank bewegte und(!) den dort sitzenden Menschen fragte, ob er sich dadurch belästigt fühle.
Ich für meinen Teil hatte nach der Pommes wieder genug Energie, um mich dem letzten Stück zu stellen. Wegen der Überlänge der Strecke vorher und der langen Pausen am Denkmal, den Steinen und in Höxter selbst hatte ich jetzt für die 48 Kilometer zum 17-Uhr-21-Zug in Warburg (auch der 19-Uhr-21 hätte noch locker gereicht, weil Carlo erst recht spät loskommen würde, aber ich wollte die Zeit in Kassel nutzen, um einen Bekannten zu treffen) noch etwa zweieinhalb Stunden Zeit; und nach der Hälfte an der Weser entlang war mit teilweise heftigen Steigungen zu rechnen.
Der Weg zu Höxter hinaus führte mich jetzt nach Süden - bei mehr oder minder direktem Gegenwind - an einer großen Seenfläche zu kostenlosem Bade-, Bootsfahrt- und was-nicht-noch-alles-Vergnügen vorbei über landwirtschaftliche Wege nach Beverungen. Bis ich dort war, hatte sich der Himmel ganz schön zugezogen. So hielt ich kurz an und verpackte schon mal die elektrischen Geräte wasserfest. Dann machte ich mich an die letzten etwa 30 Kilometer, und die begannen mit einem ziemlichen Berg. Gerade, wie ich durch die letzte Haarnadelkurve durch war, fing es an zu tröpfeln. Das fand ich nicht weiter schlimm, weil ich ja nach diesem Stück sowieso abbrechen wollte. Ich nahm mir vor, wenn ich ganz oben auf diesem Berg angekommen wäre, und erst dann, noch mal kurz für einen Schluck aus der Apfelschorleflasche, für eine SM an den Bekannten in Kassel und für die Rettung der Karten vom Lenker vor dem Durchweichen anzuhalten. Ganz oben also, in Haarbrück, stellte ich mich unter ein riesiges Vordach. Wie ich da so am Herumgruschteln war, kam ein mächtiger Platzregen herunter. Schwein gehabt; perfektes Timing!
Den ganz dicken Regen wollte ich dann doch abwarten; der dauerte auch nur ein paar Minuten, und dann tröpfelte es wieder so leise vor sich hin, und selbst das nicht mehr allzu lange. So hatte der Gegenwind wohl doch sein Gutes, indem er den Regen einfach über mich hinwegschob.
Allzu bergig konnte es auf dem letzten Stück eigentlich doch nicht sein, dafür sahen die Straßen auf der Karte zu gerade aus. Der Blick über die Bergkante bestätigte diese meine Vermutung: Ab hier ging das Wesergebirge über in eine Bördelandschaft (Warburger Börde. So eine überraschung!). Sollte es also doch noch klappen, die verbliebenen 30 Kilometer in zwei Stunden hinter mich zu bringen und den 17-Uhr-21 zu kriegen? Den Versuch war's allemal wert, und so trat ich, dem Gegenwind (jetzt mehr aus West) trotzend und froh über jedes kleine Gefälle zwischendurch - wie ein Bekloppter in die Pedale.
Bühne mit dem schönen Blick bei Bühne; Desenberg, Körbecke, Daseberg und der Fuß des Desenbergs mit der Burgruine Desenburg Daseburg; Desenberg, Burgruine Desenberg flogen gleichsam vorbei, Die zum knappen Erreichen des Zuges nötige Geschwindigkeit schrumpfte von 15 auf 11 km/h, so dass ich in Warburg noch Zeit hatte, eben ganz in die Stadt hochzufahren.und außerdem noch beim Gertränkeladen, der am Wegesrand steht, noch ein Radler zu besorgen.
Wen des Regens, der als weiter südlich als verheerendes Gewitter heruntergekommen war, war es meinem Bekannten nicht möglich, so früh von der Arbeit zu kommen. So begab ich mich dann in Kassel angekommen in den BuGa-Garten, wo ich mir noch ein bisschen Sonne auf den Hintern scheinen lassen und mich in einem See vom Kleb der letzten zwei Tage befreien konnte.
Stunden später kam dann endlich Carlo und las mich auf, und in dieser kurzen Nacht (am nächsten Tag war Nacktradtour in Karlsruhe, und da musste ich ja dabei sein) bei Freundinnen (be)fruchtete endlich der letzte Versuch in einer lange Reihe von Samenspenden - ich werde Stiefpapa :-D.



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