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Route der Nordrhein-Westfalen-Tour

3. Etappe      150707,   109 km

Münster - Lüdinghausen - Lünen - Dortmund - Castrop-Rauxel - Herne - Recklinghausen

Fast wäre ich in der Woche schon am Donnerstag wieder hoch- und weitergefahren, doch die frühe Abfahrt, das noch unstete Wetter und auch die Einladung zu einem großen Kuchengelage bei einem Freund aus Marburg (zu dem ich am Samstag von Lüdenscheid oder Altena dann hin- und wieder zurückgefahren wäre) hielten mich davon ab. So fuhr ich dann - ja auch kostensparend - am Samstag erst nach Marburg und dann mit der letzten Verbindung nach Münster, wo ich bei der Schwester meines (Ver)mi(e)tbewohners übernachten konnte. Er hatte mich auf die Idee gebracht, weil er in der Woche selber dort weilte. :-)
Am Morgen wollte ich eigentlich um neun Uhr los, aber da es am Vorabend doch etwas später geworden war, hatten wir uns drauf geeinigt, um neun Uhr lecker zu frühstücken. Na ja, die eine Stunde würde ich schon noch aufholen. "Pünktlich" um halb zwölf kam ich dann schließlich los, stückelte mir von Stadtplan zu Stadtplan den Weg aus der Innenstadt, um dann vorerst in weitestgehend ländlicher Gegend unterwegs zu sein. Weil die Sonne doch ziemlich herunterbrannte, wechselte ich für die nächsten dreißig Kilometer auf Minimalbekleidung.
Ich fuhr zum Dortmund-Ems-Kanal und folgte dem Verlauf der ihn mehr oder weniger begleitenden Straße bis hinter Senden. Hier wollte ich eigentlich auf einen kleinen Weg zwischen der Alten Fahrt und dem heutigen Verlauf wechseln. Doch dies wurde durch die im Zuge ihres Neubaus abgerissene Brücke bei Venne; keine Brücke bei Venne; auch keine Brücke vereitelt. So folgte ich weiter der Straße, da es einen durchgehenden Treidelpfad wie im Emsland nicht zu geben schien. An der nächsten Querstraße, die direkt nach Lüdinghausen führte, konnte ich auf meinen geplanten Weg zurückkehren, hier war einer entlang des Kanals eingezeichnet. Doch dieser schien mir nicht besonders vertrauenserweckend, so nahm ich einen an einem anderen der vier hier zur Wahl stehenden Ufer, nämlich dem südlichsten. Erst war es ein zweispuriger Schotterweg, doch wurde auch dieser recht bald einspurig. Aber wenn's trocken ist, ist er durchaus empfehlenswert. Hier und da begegnete ich Leuten mit und ohne Hunden, Anglern, die hier zelteten, Leuten auf Luftmatratzen im Wasser treibend. Zwischendurch kam ein kleiner Damm durch den Kanal, hier musste ich die Seite wechseln. Hier, wieder näher an der nächsten Straße, war relativ viel (Sonnen)Badebetrieb. Auf der kleinen Straße, die alsbald den Kanal querte, fuhr ich denn an Burg Vischering Lüdinghausen; Burg Vischering und der Wasserburg Lüdinghausen Lüdinghausen; Wasserburg Lüdinghausen vorbei nach - Überraschung! - Lüdinghausen.
Hier kann man sich schon mal ein halbes Stündchen zum Gucken nehmen, wenn man grad in der Gegend ist Lüdinghausen; Marktbrunnen Lüdinghausen; kath. St.-Felizitas-Kirche. Mein halbes Stündchen (wegen des doch recht spürbaren Gegenwindes und der schon zweiten groben Fehlkalkulation bei der Streckenlänge hatte ich jetzt zweieinhalb Stunden gutzumachen) war bald um, ich wandte mich gen Süden nach Ermen und schlug dann einen Bogen über Nordkirchen, wo ich grad beim Schloss vorbeischaute Nordkirchen; Schloss Nordkirchen (die gibt's im Münsterland wie Sand am Meer), um Selm herum. An der Kreisgrenze nicht weit von dort war ich doppelt überrascht: Wie hügelig es hier doch war (eigentlch war mir ja bekannt, dass das Ruhrgebiet nicht so flach ist wie das Münsterland, aber irgendwie wohl nicht so bewusst) und dass hier an den Kreis Coesfeld direkt der Kreis Unna grenzt (meine gefühlte Entfernung von Unna war doch ziemlich weit). Wie dem auch sei, die Hügel hier waren noch einigermaßen zahm. In Cappenberg am Schloss gemahnt ein Schild, Fahrräder vor dem Tor stehen zu lassen, so ließ ich es bleiben, ein Bild vom Schloss zu machen.
Ich fragte mich, ob es sinnvoll sein könnte, den die Straße mit 6 % Gefälle begleitenden Weg zu nehmen, entschied mich dafür und stand nach ein paar Höhenmetern vor einer Treppe. Wenigstens war die Straße bis hier nicht so viel steiler, so dass ich noch gefahrlos über die Böschung hinüberwechseln und die Abfahrt genießen konnte. Ein neuer Hügel kam, und dann schon der nördliche Teil von Lünen. Das kannte ich noch aus der abgebrochenen Tour von 1995. Na ja, jedenfalls die Persil-Uhr mit den Büffeln davor und dem Hotel "Zur Persil-Uhr" dahinter Lünen; Hotel zur Persiluhr, Persiluhr, Ochsengruppe . Der Rest Lünen; kath. St.-Marien-Kirche Lünen; ev. Stadtkiche St. Georg Lünen; kath. Herz-Jesu-Kirche war mir doch entfallen. Als ich hier an einem Stadtplan stand und mit diversen Papieren hantierte, meinte noch eine Taube, mich und mein Zeug ankacken zu müssen. Toll! Vielleicht hätten mir die vielen Scheißekleckse an der Stelle, da ich stand, Warnung sein sollen ...
Von Lünen aus nahm ich - noch immer zwei Stunden in Verzug - die wie mir scheinen will alte Trasse der B 238 schnurstracks und geradewegs nach Dortmund. Unweit des Hauses der evangelischen Kirche Dortmund; Haus der ev. Kirche kurz vorm Zentrum machte ich noch an einem Kiosk halt, um mit ein paar schnell verfügbaren Kohlenhydraten meinen doch schon recht stark dahingeschrumpften Getränkevorrat zu strecken.
Auffällig am Dortmunder Markt Dortmund; Europabrunnen ist, dass hier zwei evangelische Kirchen, St. Reinoldi Dortmund; ev. Reinoldikirche und die Marienkirche Dortmund; ev. Marienkirche; ev. Reinoldikirche, gleich nebeneinander stehen. Und auch sonst gibt es hier ganz hübsche Eckchen Dortmund; Friedensplatz Dortmund; Hansaplatz; kath. Propsteikirche Dortmund; Blick gen Norden, ev. Pauluskirche.
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit machte ich wieder vierzig Minuten wett und fuhr über den Hafen Dortmund; Hafenamt (hier Dortmund; Stadthafen beginnt der Dortmund-Ems-Kanal, der ja auch Lingen durchquert, hier Dortmund; Kanalhafen geht er weiter, und hier Dortmund; Dortmund-Ems-Kanal, Petroleumhafen führt er in die große weite Welt hinaus (diese Brücke wird auch von den Jugendlichen als 5-Meter-Brett in den Kanal benutzt)), Huckarde und Bodelschwingh (noch'n Schloss! Dortmund-Bodelschwingh; Schloss Bodelschwingh) hinüber (noch'n Hügel!) nach Castrop-Rauxel (noch'n Doppelname mit Castrop! (Ein solcher war mir schon mal bei einer Mathelehrerin begegnet)). Auch auf diesem Weg war ich beim Blick über Westdortmund nach Süden wieder überrascht: Wie grün und teils ländlich doch das Ruhrgebiet stellenweise ist Dortmund-Bodelschwingh; Blick gen Süden.
Castrop-Rauxel hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt; jedenfalls nicht so hübsch, wie es sich mir präsentierte Castrop-Rauxel; ev. Lutherkirche Castrop-Rauxel; kath. Lambertikirche Castrop-Rauxel; Plastik Castrop-Rauxel; Marktbrunnen.
Mit nur noch fünfzig Minuten Miese nahm ich dann den Weg nach Herne in Angriff. In Herne-Börnig verfuhr ich mich ein bisschen und machte einen großen Schnörkel, um doch noch mal den Stadtgarten zu begutachten. Ein ziemlich großer Park mit vielen alten Bäumen, den die Herner gewiss gerne zur Erholung nutzen. Auf dem (Um)weg dorthin machte ich noch mal Halt bei einem Kiosk, um nach der Kirschcola von vorhin noch einmal etwas kalorienärmeres Getränk nachzufüllen. Nassgeschwitzt wie ich war (Ich habe an diesem Tag nach dem morgendlichen Gang aufs Klo noch zwei wirklich kurze Pinkelpausen gemacht, aber sechseinhalb Liter getrunken), witzelte der Inhaber, ich sei wohl in den Kanal gesprungen. Ich erwiderte, dass ich das wohl noch vor hätte; wollte ich doch sehen, ob ich vielleicht in den Rhein-Herne-Kanal stippen könnte, um mich zu entkleben.
Als ich im oberen Teil der Fußgängerzone Herne; ev. Kreuzkirche Herne; obere Bahnhofstraße, ev. Kreuzkirche von Herne ankam, musste ich feststellen, dass mein Hinterreifen Luft verlor. Also schnell den Reifen geflickt. Eigentlich hatte ich gedacht, ich hätte mir seinerzeit einen pannensicheren Reifen zugelegt, doch wenn man sich den Übeltäter Herne; der Bösewicht so ansieht, muss das muss wohl eine Täuschung gewesen sein. Freundlicherweise gab es hier eine Wasserrinne, in der ich mir die Hände nach getaner Arbeit waschen konnte.
Hernach hielt ich mich nicht mehr lange auf, fuhr die langgestrecke FuZo Herne; Bahnhofstraße mit der zu einem Schuhladen umgebauten Kirche Herne; kath. Bonifatiuskirche entlang, am Schloss Strünkede Herne; Schloss Strünkede vorbei zur Stadtgrenze am Rhein-Herne-Kanal. Von der Brücke aus schienen mir Kanal und Ufer durchaus zu einem kleinen Bad geeignet. Nur lungerte oben eine Gruppe Halbstarker herum, die natürlich gerade den Weg zum Kanal einschlagen musste. Da solche, insbesondere aus mediterranen Gefilden (um welche es sich hier handelte), bei der Konfrontation mit unbekleideten Menschen doch zu Überreaktionen neigen, wartete ich noch ein bisschen ab, ob sie nicht vielleicht doch wieder verschwänden. Taten sie zu meinem Glück auch. Unter der Brücke angekommen, sah ich ein Dreiergrüppchen Teenies den Weg daherkommen, weiter hinten ein paar Erwachsene mit einen Hund Stöckchen aus dem Wasser apportieren ließen. Im Vorbeigehen fragte eine von den Teens, ob man im Kanal schwimmen könnte. Ich erwiderte, ich könnte es mir durchaus vorstellen und würde es möglicherweise auch tun. Sie dankte für die Auskunft, und sie gingen weiter. Von der anderen Seite kamen jetzt zwei Jungs von so sechzehn, siebzehn Jahren, die Anstalten machten, auch in den Kanal zu steigen. Nein ... zu springen. Das schien mir doch recht modisch zu sein Herne; Rhein-Herne-Kanal mit Springern .
Ich entkleidete mich halt erst unten am Wasser, wo auch noch ein Busch den Blick von den Stöckchenwerfern versperrte, und stieg in den angenehm warmen Kanal Herne; Waschplatz (Rhein-Herne-Kanal) ... Hat dann auch keiner was gesagt, außer den Springern, mit denen ich ein paar Worte wechselte. Die ganze Aktion dauerte eine halbe Stunde, jene, die ich in der Stadt fast noch hereingeholte hätte.
Doch die Strecke nach Recklinghausen war auch nur halb so lang wie erwartet, so kam ich nur eine halbe Stunde "zu spät" dort an; auf dem Weg ins Zentrum schon Ausschau nach einem Schlafplatz suchend. Da kein Regen zu erwarten war, entschied ich mich dafür, es hinter einem kleinen flachen Trafohäuschen hinter dem Rathaus zu versuchen Recklinghausen; Schlafplatz nah (hinterm Rathaus) Recklinghausen; Schlafplatz nah Recklinghausen; Schlafplatz fern. Vorher fuhr ich noch bis zum Markt, machte dort meinen Zettelkram und schrieb den Bericht. Irgendwann zwischendurch kam ein Grüppchen Jugendlicher vorbei, eine von ihnen sagte: "Ach, hallo!", wie es mitunter schon mal vorkommt, wenn sie sich lustig vorkommen. Ich blickte hoch, erwiderte den Gruß, und dann schnackelte es bei mir. Gerade hörte ich sie sagen: "Der hat mich gar nicht wiedererkannt." und widersprach, dass es nur einen Moment länger gedauert hätte. Und dass ich im Wasser gewesen und es sehr angenehm gewesen sei (wie auch in der Vorwoche schon die Ems, das nur nebenbei). Hätte ich auch nicht gedacht, dass das mit dem "Man sieht sich immer zweimal im Leben" so schnell gehen könnte.
Gegen halb eins verkrümelte ich mich dann in meinen Schlafsack ...

4. Etappe      160707,   109 km

Recklinghausen - Gelsenkirchen - Wanne-Eickel - Wattenscheid - Bochum - Witten - Hagen - Lüdenscheid

... was aber nicht heißt, dass es dazu gereicht hätte, um eins tatsächlich zu schlafen. Sei es, dass ich seit zwei Jahren des Draußenschlafens entwöhnt war, sei es das ebenfalls ungewohnte Alleineschlafen, sei es die Hitze in dieser Nacht, sei es das Summen des Trafos oder der Elektrosmog - als ich um sechs Uhr beschloss, aufzustehen, hatte ich das Gefühl, nicht eine Minute geschlafen zu haben.
Nach einer Runde durch die Stadt Recklinghausen; Rathaus Recklinghausen; Skulptur "Bürger tragen ihre Stadt" Recklinghausen; Gymnasium Petrinum Recklinghausen; Engelsburg, Stadtmauer Recklinghausen; Straße Im Rom Recklinghausen; Ehrenmal Recklinghausen; kath. Propsteikirche St. Peter Recklinghausen; Seilermeisterhaus Albers Recklinghausen; Markt, kath. Propsteikirche St. Peter und dem Frühstück begab ich mich also auf den Weg. Die Auswahl an Alternativrouten war - auch wegen der ziemlichen Nähe der Städte zueinander - eher klein, so dass ich oft auf wichtigen Verkehrsstrecken unterwegs war, so auch vor und hinter Herten auf Autobahnzubringern. Immerhin führte der letzte durch einen schönen Wald.
Kurz vor Gelsenkirchen querte ich bereits zum dritten Mal die Emscher; hinter Dortmund noch ganz klein, zwischen Herne und Recklinghausen doch schon sehr gewachsen. Die Emscher ... ein ganz ganz trauriges Kapitel Ruhrgebiet, ein absolut überreguliertes ... je nun, das Wasser fließt, es muss also wohl ein Fluss sein. Wobei dies eigentlich ein ziemlich großes Wort ist für eine meist sehr gerade Betonrinne zwischen mit dem Winkelmesser gezogenen Ufern mit einem Absatz drin für Kontrollfahrten, das Ganze wegen der Lebensgefahr beim Reinfallen eingezäunt bei Gelsenkirchen-Erle; Emscher. Und es ist ja nicht nur die Emscher selbst; auch die ganzen Bäche, die hineinfließen, jedenfalls die, die ich gesehen habe, rinnen in einem ebensolchen Korsett dahin.
Ein ebenso trauriges Bild wie der Fluss, der übrigens in nächster Zeit renaturiert werden soll, bot der Mann, der mich während dieses Fotostopps nach dem Weg nach Gelsenkirchen-Erle fragte. Er hätte sich ganz furchtbar verlaufen und stehe kurz vor dem Verdursten. Ich zeigte ihm den Weg und gab ihm eine von meinen gerade in Herten erstandenen Traubensaftschorlen ...
In Gelsenkirchen-Bismarck hielt ich noch mal kurz an wegen der stillgelegten Zeche Gelsenkirchen-Bismarck; Zeche Consolidation, und ein Passant meinte, es sei schön, dass es in Gelsenkichen doch noch was gäbe, was sich zu fotografieren lohne. Ich meinte, ich sei sicher, das sei nicht das einzige. Und stellte später fest, dass ich mich da ein bisschen vertan hatte. Wirklich sehenswert fand ich nur die zwei Kirchen Gelsenkirchen; kath. Propsteikirche St. Augustinus, und die eine noch nicht einmal besonders. Ganz hübsch noch dieser zum Blumenkübel umfunktionierte Hunt Gelsenkirchen; Hunt. Sonnenschutz, Kontaktlinsen und Menschliches erforderten dennoch eine gewisse Zeit, bis ich wieder aufbrechen konnte.
Ich hätte eine Seitenstraße nehmen können, dachte mir aber, dass es wegen des (auf dem Weg hinein verpassten) Stadtschildfotos vielleicht nicht so günstig wäre. Dort, wo ich langfuhr, gab es jedenfalls eins. Auf dem Weg nach Herne-Wanne, früher mit Herne-Eickel zusammen eigenständig als Wanne-Eickel bekannt, fuhr ich dann an einem Wanner Schild vorbei, das an einer Seitenstraße stand. An der Stelle, wo ich von der Hauptstraße in den Ort einbog, gab es keins.So fuhr ich noch mal zwei Kilometer zurück und wieder hin und dann die zwei bis in den Ortskern, der auch wieder meiner Vorstellung vom Ruhrpott entsprach: Ein bisschen langweilig, auch wenn in der FuZo einiges los war Herne-Wanne-Eickel-Wanne; ev. Christuskirche. Statt schnurstracks fuhr ich dann über Eickel Herne-Wanne-Eickel-Eickel; ev. Johanneskirche nach Wattenscheid.
Das hat, wie ich fand, für einen jetzt-Stadtteil ein ganz hübsches Zentrum Bochum-Wattenscheid; Alter Markt, kath. St.-Gertrudis-Kirche mit einem ganz hübschen Klotz von Einkaufszentrum gleich daneben. Wegen eines Einkaufs in letzterem schmolz mein bisher erlangter Zeitvorrat dahin. Aber ich wollte dennoch sehen, ob es nicht möglich wäre, es noch bis Altena statt nur bis Lüdenscheid zu schaffen, weil der Weg dazwischen an einem Flüsschen langführte, in das ich dann doch gerne noch mal hätte steigen mögen.
Bochum-City war auch schnell erreicht. Was für's Auge Bochum; ev. Christuskirche Bochum, kath. Propsteikirche St. Peter und Paul, was zum Staunen (das Rathaus Bochum; Rathaus Bochum; Gussstahlglocke des Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation hat sogar zwei U-Bahn-Stationen), was zum Überraschtsein (hier hängt noch eine Drehampel Bochum; Drehampel, der Vorläufer der modernen Lichtzeichenanlage) und was zum Schmunzeln Bochum; Kuhhirtendenkmal ... alles dabei. Auch was zum Leckerfinden, nämlich ein Schnittchen mit Vanillepudding und Mandarinen vom Bäcker an der Bongardstraße ...
Nachdem ich dies verzehrt hatte, ging's weiter, erst mal die B 238 entlang, die ich aber zwischendurch eigentlich gegen kleinere Straßen austauschen wollte, welche ich aber verpasste; und so düste ich die autobahnähnlich ausgebaute Straße entlang. Doch da kam auch schon Bochum-Langendreer, und die B bog ab. Nach Witten. Tat ich auch, aber erst später und landete erst wieder auf ihr, als sie nur noch zweispurig war. Hinter der A 44 gab es dann noch eine nette kleine Abfahrt, und dann fing auch schon Witten an. Witten ist auch ganz schön Witten; kath. Marienkirche Witten Witten; ev. Johanniskirche Witten; Rathaus Witten; Ruhr, Ruhrviadukt Witten.
Nicht so schön hingegen war, dass der Verkehr der B 238 Richtung Wetter umgeleitet wurde, auf eben jene Straße auf der anderen Seite der Ruhr, die ich ausgewählt hatte, weil es eben *nicht* die B 238 ist. Na toll. Aber nun erreichte ich sie also zum ersten Mal, die Ruhr, die Namensgeberin einer Region von fast 4,5 Tausend Quadratkilometern mit 5,3 Millionen Einwohnern. Für einen Industriefluss doch ziemlich naturnah und idyllisch, auch und gerade mit dem Wittener Ruhrviadukt im Hintergrund.
Die Straße war ein wenig hügelig; zwischendurch kam ich an einem Riesenglobus Oberwengern; Erdball (Gasballon) vorbei, und dann wechselte ich wieder auf die rechtsruhrische Seite nach Wetter. Dort fand ich mehr durch Zufall den Ruhrtalradweg, der mich am Nordwestufer des Harkortsees zum Fuße des Ardeygebirges entlangführte, am Kraftwerk Cuno bei Wetter; Harkortsee, Kraftwerk Cuno und am Ruhrviadukt von Herdecke bei Herdecke; Harkortsee, Ruhrviadukt vorbei zum oberen Ende des Sees bei Herdecke; Hengsteysee-Sperrwerk, das gleichzeitig unteres Ende des Hengsteysees ist. Dies überquerte ich auf dem Sperrwerk. Kurz hinterher wollte mich der Radwegweiser nach Hagen nach links schicken, ich fuhr aber rechts ab, erst mal über'n Berg. An dessen Fuß an der Kreuzung konnte ich nicht so genau ausmachen, wie die Karte mit der Realität in Deckung zu bringen war, so landete ich erst einmal auf dem Abzweig zum bis auf zwei Wochen genau zwei Jahre früher stillgelegten Containerbahnhof, leider durch das verschlossene Tor auf der Südseite eine Sackgasse. Also zurück und über den Berg, dessen eine Seite, von einer Mauer gehalten, die östliche Begrenzung des Containerbahnhofs bildet. Leider kam ich hier an keinem Stadtschild mehr(?) vorbei. Der Berg war ziemlich böse zu erklimmen, doch dafür gab's eine nette Abfahrt bis zum Hauptbahnhof Hagen (Westf.); Hauptbahnhof; einen, den ich wegen ziemlich bescheidener Umsteigezeiten ... äh ... "lieben" gelernt habe. Wenigstens ein schöner Bau. Einer der schöneren in der Innenstadt, die im Zweiten Weltkrieg völlig ausgebombt worden war und dementsprechend zu großen Teilen aus Nachkriegsbausünde besteht Hagen (Westf.); Rathaus Hagen (Westf.); Mataré-Brunnen.
Nach einer Butterbrotpause auf dem Markt wurde es schließlich ernst: Sauerland live und in Farbe. Auf leicht von der Planung abgewandelter Route fuhr ich also hinein über Deerth und Egge. Der Anstieg begann schon im Stadtgebiet Hagen (Westf.); Ensemble. Dumm nur, dass auch am Ortsausgang kein gelbes Schild auf mich wartete.), und er war insgesamt nicht von schlechten Eltern. Aber schon nach der ersten Schiebestrecke war die Aussicht ziemlich toll bei Hagen (Westf.); Blick über die Stadt und der Lärm der Stadt den Geräuschen des Waldes gewichen. Mal schiebend, mal fahrend erreichte ich die erst Kuppe. Gut, dass gerade eine Gruppe Nordic-Walker dort unterwegs war, dann an der Stelle war ich mir wegen des Fortgangs des Weges nicht so ganz sicher. Nach einer kleinen Abfahrt von fast 45 km/h kam ich auf eine Kuppe, auf der der Orkan Kyrill Anfang des Jahres echt arg gewütet hatte - aber irgendwo müssen ja auch die zehn Prozent nordrhein-westfälischer Wald gestanden haben, die dabei draufgegangen sind ...
Ich erreichte eine Landstraße, kleiner als die eigentlich geplante, und es ging wieder bergan. Natürlich wieder überall, wo's ging, ganz oben drüber statt drumherum; dafür entschädigte der Ausblick bei Peddinghausen; Blick gen Norden bei Peddinghausen; Blick gen Nordnordosten bei Peddinghausen; Blick gen Nordosten bei Peddinghausen; Blick gen Nordosten. Schließlich traf ich wieder auf meine eigentliche Route, und nach ein paar Gefällen von mehr als vierzig Stundenkilometern und fahrbaren Steigungen ging es hinter Breckerfeld auf einer rasanten Schussfahrt (gebremst gar 58,8 km/h) nach Schalksmühle drunten an der Volme. Diese fließt zwar direkt nach Hagen, aber die einzige Straße da unten schien nach Karte die B 54 zu sein, deswegen hatte ich den Weg über'n Berg gewählt. Im Supermarkt füllte ich, es war kurz vor acht, noch mal Getränke nach und fragte, ob es nach Lüdenscheid noch sehr hoch ginge. Man empfahl mir, noch ein gutes Stück die B entlangzufahren und dann in Brügge auf den Berg abzubiegen. Eigentlich hatte ich bis Brügge links der Volme über ein kleines Kaff der B ausweichen sollen, aber angesichts der Berge hier und des wenigen Verkehrs nahm ich den Rat an. Es fuhr sich sehr schön dort, auch die Gegend ist sehr hübsch.
Ich hatte überlegt, ob ich vielleicht noch kurz zum Waschen in die Volme steigen sollte, doch angesichts der noch bevorstehenden Steigung schien mir das wenig sinnvoll, auch wenn sich der Anstieg als recht gut fahrbar erwies, auch wieder im Tale eines Bachs. Oben in Lüdenscheid verasste ich einen Abzweig und landete auf einer dreispurigen Straße, die bergab, bergauf erst mal einmal rund um die Innenstadt führte. Doch schließlich erreichte ich mein Ziel. Da es schon am Dunkeln war, verschob ich die Fotosafari Lüdenscheid; ev. Erlöserkirche Lüdenscheid; Graf-Engelbert-Platz größtenteils auf den nächsten Morgen und suchte mir einen Schlafplatz. An einem Gymnasium glaubte ich fündig geworden zu sein und begann ungeachtet der Jugendlichen, die sich auf dem Schulgelände auch herumtrieben, mit der Nachbereitung des Tages. Kaum hatte ich angefangen, setzte sich jemand ein Stück hinter mir hin, guckte wohl ein bisschen zu und kam dann herüber, ob meiner Ausrüstung neugierig geworden. Wir quatschten und quatschten, er hatte einiges an Sorgen, aber auch spaßige Geschichten auf Lager. Um zehn ging das Licht an in diesem Säulengang, wo ich eigentlich hätte schlafen wollen Lüdenscheid; verworfener Schlafplatz. Ein neuer Schlafplatz musste also her. Mohamed Lüdenscheid; Mohamed und ich machten uns auf den Weg, etwas Besseres zu finden, überdacht natürlich, da hie und da ein paar Regentröpfchen fielen. Nach relativ kurzer Suche stellte sich auch der Erfolg ein: Diese wunderbare Terrasse Lüdenscheid; Schlafplatz nah Lüdenscheid; Schlafplatz fern einer nicht bewohnten Villa mitten in der Stadt sollte für diese Nacht mein oder vielleicht auch unser Zuhause sein; er hatte im Moment sozusagen keins und hätte halt auch dableiben können. Leider kam er nicht von einem Versuch, Bier zu holen, wieder, so dass ich halt noch die Zeit nahm, noch Bericht zu schreiben - jedenfalls so lange, bis ich beim Schreiben einschlief, was durchaus einige Male fast passierte. So krabbelte ich dann schließlich in meinen Schlafsack und ratzte schnell weg.


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