Home [IDEE]   [TOUR]  [PERSONEN]   [LINKS]  
Test
 
Die Route der Hessen-Tour

9. Etappe     170600,   132 km

Wolfhagen - Hofgeismar - Bad Karlshafen (Kr. Kassel) - Hann. Münden (NI, Kr. Göttingen) - Kassel

Die "Nordkurve" nahm ich dann am nächsten Wochenende in Angriff. Über den unsäglich hässlichen Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe nach Wolfhagen. Im strahlenden Sonnenschein sah das auch gleich ganz anders aus als in der Abenddämmerung auf der Suche nach einem nicht besetzten Kartentelefon , dennoch brach ich bald auf, hatte ich doch für heute Großes vor.
Nach einem unfreiwilligen Abstecher über Philippinental gelangte ich bald an die erste Steigung - gleich eine richtig böse, aber mit superfreier Sicht gen Westen . Nach der Kuppe ging's wieder herab (kleine Unterbrechung für ein fröhliches "Was schleift denn da?") zum Warmebach, der meinen Weg mal hüben, mal drüben an Hohenborn vorbei bis Zwergen begleitete. Hier bog ich ab über den Mittelberg (endlich mal wieder auf dem R4 fahren :-) nach Hofgeismar .
Hier fanden vor dem Rathaus Vorbereitungen für eine Rede statt, ansonsten war nicht allzu viel los, also verließ ich bald die verträumte Altstadt , um mich kurz vor knapp noch schnell mit ein paar Lebensmitteln einzudecken. Dann fuhr ich auf Schleichwegen entlang der Esse weiter Richtung Norden. Just wie ich mir Gedanken über diese Homepage machte und darüber, dass diese Tourerei allmählich zur Besessenheit ausartet, fiel mir nach vier Kilometern ein: Scheiße! Kein Ortsschild, kein Ortsschildfoto*! Und um dem gerade vorher gedachten Gedanken Rechnung zu tragen, machte ich halt nochmal kehrt und fuhr zum nächsten Ortsschild - was sind schon acht Kilometer extra in der Gewissheit, kein Schild auf der Tour ausgelassen zu haben ...
Doch nun fing die Zeit an zu drängen. Um noch einigermaßen bei Tageslicht in Hann. Münden anzukommen, hatte ich mir für Trendelburg einen Stichzeitpunkt ausgerechnet. Käme ich vorher dort an, würde ich noch bis zum nördlichsten Punkt Hessens fahren. Wenn nicht, würde ich die etwa fünfundzwanzig Kilometer entlang der Diemel und der Weser (= Diemelradweg und Fernradweg R1) durch zehn Kilometer über den Reinhardswald abkürzen, in der Hoffnung, dort schneller zu sein. Ich war früh genug in Trendelburg, so blieb ich im Diemeltal . Der Radweg führt hier größtenteils auf einer alten Kleinbahntrasse und ist deshalb entsprechend kräfteschonend. Bald durchquerte ich Bad Karlshafen, traf dort auf die erstaunlich wenig befahrene B 80, die hier gleichzeitig den R1 darstellt und folgte ihr nach Nordosten, bis es nicht mehr nördlicher ging. Um so nah wie möglich an den Punkt Nord zu kommen, muss man von der Straße runter und noch quer über eine Wiese, doch dies und ein erquickendes Päuschen ließ ich mir nicht nehmen. Ein Päuschen von einer dreiviertel Stunde, nach dem ich bei leichtem Gegenwind und bei kühler Kühle im Schatten des Reinhardswaldes den Weg wieder aufnahm. Hinter Bodenfelde wollte ich eigentlich zwecks Bundesstraßenvermeidung auf die östliche Seite der Weser wechseln. Aber da ja die B 80 so ruhig war, außerdem Wirschaftswege zwischen ihr und der Weser vorhanden waren und obendrein das östliche Ufer zu einem großen Teil auf niedersächsischem Boden liegt, blieb ich im Schatten auf der Westseite . Auf der anderen Seite wäre es auch nicht noch viel reizvoller gewesen - bloß wärmer.
Und auch so errreichte ich etwas früher als erwartet Hann. Münden , die Anbindungsstelle zwischen Niedersachsen- und Hessen-Tour. Dort rastete ich nur kurz vor dem Rathaus , denn warum sollte ich die einzige "richtige" Übernachtung auf meiner Hessen-Tour ausgerechnet in einer nicht-hessischen nicht-mehr-Kreisstadt machen, wenn ich noch gut eine sogar wichtige hessische Kreisstadt, gar einen Regierungssitz erreichen konnte!? Ebend**! Also eilte ich schon nach kurzer Zeit auf dem Leinpfad längs der Fulda bis Simmershausen, dort bog ich nach Kassel-Ihringshausen ab.
Hier hatte ich noch die Gelegenheit, einen Menschen glücklich zu machen. Just als ich mein Stadtschildfoto gemacht hatte, fuhr jemand in einem Peugeot rechts ran, blieb quer mitten auf der hier abzweigenden Seitenstraße stehen, warnblinkte kurz, lichthupte einmal. Die junge Frau am Lenkrad sah etwas ratlos aus, und ich als Franzosenautofahrer konnte mir schon denken, worum es ging: Sie suchte das Licht. Sie hatte sich zum ersten Mal einen Franzosen ausgeliehen und war überhaupt nicht darauf gefasst, dass es sich per Drehung des Blinkerhebels anschalten ließe (und wenn man draufdrückt, hupt's).
Nach dieser kleinen Episode - inzwischen war es schon gut dunkel - verbrachte ich noch ein wenig Zeit mit Schlafplatzsuche, bis ich endlich ein Plätzchen hinter der Turnhalle einer größeren Schule fand und mich dort niederließ.

* Für alle, die es nicht wissen: Bei jeder (Ex-)Kreisstadt lehne ich mein Fahrrad an das Ortseingangsschild und fotografiere beide - quasi als Beweis dafür, dass ich auch wirklich mit dem Rad da war. Strenggenommen müsste ich das auch bei den 20-km-Orten machen, aber das muss man mir halt so glauben.
** emsländisch

10. Etappe     180600,   162 km

Kassel - Witzenhausen - Eschwege - Rotenburg an der Fulda - Bad Hersfeld

Am Sonntag erwachte ich recht früh und konnte mich dementsprechend schon früh auf die Reifen machen, Kassel ein wenig zu erkunden. Die Stadt ist nicht wirklich schön, hat aber einige reizvolle bis fotogene Ecken zu bieten . Besonders der Friedrichsplatzpalast schindet ganz schön Eindruck. Auch die Orangerie ist sehr hübsch anzusehen, leider fand ich keinen geeigneten Standort für ein Foto. Den Herkules, fand ich, müsste ich mir nicht geben (man kann ja noch mal so nach Kassel fahren ...) - zu weit weg, zu weit oben, zu weit ab von der Route. Diese aus der Stadt heraus zu finden, hat sowieso schon lange genug gedauert. Nachdem ich durch die Fulda-Aue gejuckelt war, bin ich noch ein bisschen in Erlenfeld und im Eichwald herumgegurkt, bis ich in Heiligenrode meinen roten Faden wiederfand.
Und kaum dass ich aus dem Kassel-Kessel ein wenig raus war, ging's auch gleich wieder los mit Steigungen hochkeuchen. Aber das sollte nicht lange dauern. Nach der ersten Anhöhe, von der es zwar an und für sich einen guten Blick zumindest auf die Wilhelmshöhe gab, der mir aber verwehrt blieb, weil es ziemlich diesig war, blieb es vorerst relativ eben oder es stieg, ein Stück weiter im Niestetal , nur sanft an. Doch auch im Kaufunger Wald kommt irgendwann die stelle, da man einen Bergkamm übersteigen muss. Und weil ich schon mal dabei war, ließ ich mich auch nicht lumpen und schob auch noch die letzten paar der 641 Meter zum Bilstein hoch. Hier hat's nämlich 'nen tollen Aussichtsturm .
Noch toller war die Abfahrt, nämlich schön lang. Danach noch ein kleiner Hügel, und, schwupps, war ich in Witzenhausen, Kirschenstadt im Werratal. Am Sonntagmorgen ziemlich leer, aber davon nicht minder schmuck anzusehen . Wie angedeutet hatte ich mit Witzenhausen auch die Werra erreicht, der ich jetzt eine Weile aufwärts folgte. Bei Wendershausen hat man gleich zwei Burgen auf einen Blick ; in Höhe der beiden wechselte ich aufs rechte Werraufer, da am linken die B 27 verläuft (... immer auf der Flucht ...), und in Lindewerra fiel mir auf, dass ich plötzlich in Thüringen war. Aber die paar Kilometer auf "feindlichem Grund" nahm ich nicht zum Anlass, irgendwelche komischen Umwege und die B 27 mit ihrem Verkehr in Kauf zu nehmen.
Schon bald erreichte ich mit Bad Sooden-Allendorf quasi die "sichere Seite" der Landesgrenze. Noch einige Kilometer auf verhältnismäßig gut befahrenen Wegen, vorbei am Schloss Rothestein , über die 1000-Kilometer-Marke kurz hinter Jestädt, und Eschwege kam in Sicht.
Dummerweise fand hier gerade ein Schützenfest oder so etwas statt, so dass durch die Innenstadt kein Durchkommen war. Selbst, um überhaupt über die Werra zu kommen, musste ich mit einem Umweg vorlieb nehmen. Das war noch nicht mal im Verkehrsfunk (ich hatte einen Walkman dabei) angekündigt worden. Deshalb gibt's auch nur ein Foto von der - zweifelsohne auch recht pittoresken - Altstadt . Strafe muss sein ;-).
Von Eschwege aus wollte ich eigentlich durch den Ringgau weiterfahren, doch weil die Sonne so gnadenlos herunterbrannte und es mit meinen Getränkevorräten nicht mehr so weit hin war, nutzte ich lieber die Täler von Werra und Ulfe, auch wenn in beider Grunde eine Bundesstraße verläuft. Die B 27 im Werratal konnte ich auf dem Fernradweg R5, dem ich ab Eschwege folgte, umgehen, wenn auch mit etwas Auf und Ab verbunden; die 480 im Ulfetal war nur wenig befahren. In Breitau fand ich ein Restaurant, das offen hatte, kehrte ein, stürzte zwei Glas Brause (zu günstigen Preisen) herunter und füllte meine Wasserflaschen auf. Derart gerettet nahm es sich das restliche Stück bergauf gleich viel leichter. Hinter Ulfen gab's eine schnelle Abfahrt, dann wieder einen steilen Anstieg bis kurz vor Solz . Danach eine heftige Talfahrt (kommt hier etwa die Wendung "Fahr' zur Hölle" her!?) und dann der Solz entlang geruhsam hinab nach Bebra, welches schon im Fuldatal liegt. Von hier aus folgte ich selbiger rechtsseitig abwärts, und eine halbe Stunde früher als geplant kam ich in Rotenburg an der Fulda an. Hier nahm ich wieder mal einen kleinen Umweg, um an mein Stadtschildfoto zu kommen, dann erfreute ich mich am Anblick von Schloss, Markt, Rathaus und St. Jakob , hielt kurze Rast und fuhr bald weiter, auf dass ich in Bad Hersfeld noch den letzten Hessentags-Sonderzug bekäme. Der fuhr nämlich bis Frankfurt durch, so dass ich nicht in Fulda umsteigen musste.
Auf dem linken Ufer fetzte ich die Fulda wieder hoch, auf dem Fernradweg R1, der ab Blankenheim anscheinend verlegt wurde: von Feldwegen rechts der Fulda an die B 27 links davon. Wenn das auch eigentlich ein Planungsfehler sein dürfte, war es mir in dem Moment auch ganz recht, gewährte der gerade, asphaltierte Radweg doch ein gutes Vorkommen - meine Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen Rotenburg und Bad Hersfeld lag bei 21,58 Stundenkilometern. Das war auch ziemlich nötig gewesen, denn so war ich wirklich ziemlich genau zur Abfahrt des Sonderzuges am Bahnhof an.

11. Etappe     220600,   96 km

Bad Hersfeld - Hünfeld - Hofbieber (Kr. Fulda) - Fulda - Schlüchtern

Ein paar Tage später ging's weiter. Nach einer Stippvisite in der Stadt - ich war sowieso erst eine Stunde später losgekommen als geplant - verfuhr ich mich erst mal auf der Suche nach der Nebenstrecke nach Hauneck-Wendebach, doch bald hatte ich auch sie gefunden. In Oberhaun erwischte mich ein Landschauer, aber ich konnte mich gerade rechtzeitig unter eine Brücke retten. Ein Schauer geht schnell vorbei, schon zwanzig Minuten später war ich auf meinem Weg im Eitratal. Immer sanft flussauf bis Eiterfeld (ist der Name nicht furchtbar?). Von dort dann - ich hatte schlimme Steigungen befürchtet, welche aber ausblieben - hinüber ins Haunetal und auf der alten B 27 hinein nach Hünfeld.
Wo es prompt anfing zu regnen. Diese Zwangspause nutzte ich, um was zu futtern. Sowie der Schauer vorbei war, schaute ich schnell auf dem Marktplatz vorbei und machte mich dauf den Weg, die Nüst entlang nach Rimmels und dann nach Hofbieber-Langenbieber .
Hier erwarteten mich ein zwanzig-Kilometer-Punkt, die Frage, ob ich noch einen kleinen Abstecher zur Fuldaquelle amchen sollte (Nein. Um Got Tes Willen!) und ein leicht verlegter Hessischer Fernradweg R3. Letzteren nahm ich, war ein paar Mal etwas desorientiert und fand doch bis zum nächsten Regenschauer in Melzdorf, den ich zur Abwechslung in einem Bushäuschen abwartete.
Ein knappes halbes Stündchen später ging's weiter, und schließlich kam ich in Fulda an - herrliche Altstadt mit Dom, Stadtschloss und Orangerie . Leider konnte ich nicht lange verweilen, denn die Zeit drängte etwas, wollte ich doch noch bis Schlüchtern kommen.
Zu diesem Zwecke bwnutzte ich den R3, jedenfalls bis Neuhof. Ab hier führt er an der B 40 entlang, die hier zu allem Überfluss auch noch dne Verkehr von der A 66 aufnehmen muss. Also benutzte ich so weit möglich Nebensträßchen über Schweben, Rückers und die Fuldaischen Höfe bis ein paar Kilometer vor Schlüchtern, ab wo ich dann auf der B 40 die lange, lange Abfahrt genoss.
In Schlüchtern gibt es außer den Standards eigentlich nur noch zwei Museen und weiter außerhalb noch ein Kloster und eine Burg zu besichtigen. Und einen Bahnhof, zu dem ich vom Zentrum erst mal ewig einen Berg hochkeuchen musste, um pünktlich zum Zug zu kommen (der allerdings verspätet war).


Seite zurück   Seite vor
zurück   weiter