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Die Route der Hessen-Tour

7. Etappe     030600,   123 km

Lauterbach (Hessen) - Alsfeld - Schwalmstadt-Ziegenhain - Homberg (Efze) - Melsungen - Fritzlar

Auch am Samstag ließ das Wetter nicht zu wünschen übrig. Strahlendster Sonnenschein empfing mich in Lauterbach, von wo ich directement Richtung Rimlos aufbrach. Hier traf ich bald auf den Fernradweg R2, dem ich auf so gut wie menschenleeren Wegen durchs Schwalmtal nach Alsfeld folgte. Alsfeld hat eine wirklich sehenswerte Altstadt voll gut erhaltener alter Gebäude . Doch so schön ich es hier auch fand, bald hieß es "Leinen los", zumal ich auch noch vorhatte, in Ziegenhain noch etwas zu trinken zu kaufen - und es war ja Samstag.
Den rechten Weg aus Alsfeld hinaus zu finden erwies sich als schwieriger als gedacht. Ich wollte nicht auf dem R2 weiterfahren, sondern auf Wirtschaftswegen in den Schwalm-Auen. Bis ich merkte, dass ich von der Wohnstraße in den kleinen, wie eine Sackgasse wirkenden Weg hätte einbiegen müssen, vergingen schon einige (Höhen-) Meter. Aber schließlich fand ich doch hin, und bald rollte ich auf verschwiegenen Pfaden schwalmabwärts bis Schrecksbach. Hier sagte mir die Karte, dass ich mit der Bundesstraße vorlieb nehmen müsse, doch ich fand einen Feldweg der über eine kleine Anhöhe nach Röllshausen führte, von wo ich wieder autofrei bis nach Ziegenhain gelangte. Hinter Loshausen verfuhr ich mich noch einmal ein wenig, so dass ich genau von der anderen Seite als geplant nach Ziegenhain hereinkam. Immerhin fand ich hier noch einen Supermarkt - Samstag kurz vor zwei in der Provinz: letzte Chance, Getränke nachzukaufen.
Vom Supermarkt aus begab ich mich am Rathaus vorbei zwar nicht zur Schlossallee, aber zum Schloss , in dem heutzutage eine Justizvollzugsanstalt untergebracht ist. Ziegenhain ereilte übrigens im Zuge der Kreisreformen in den '70ern ein ähnliches Schicksal wie Aschendorf, Rheydt, Opladen und Wattenscheid: Von der Kreisstadt zum Stadtteil. Während aber die anderen bloß von Papenburg, Mönchengladbach, Leverkusen und Bochum eingemeindet wurden, wurde Ziegenhain mit Treysa und einigen anderen Dörfern zur neuen Stadt Schwalmstadt zusammengefasst.
Nach einem kleinen Regenschauer verließ ich die Stadt nordwärts. Hier wollte ich den Weg parallel zur Bahnstrecke nehmen, doch der war versperrt, so musste ich mich ein Stück weiter hinten durchschlagen, kam aber auch so in Leimsfeld an. Von da aus hatte ich eigentlich vorgehabt, auf Nebenstraßen nach Frielendorf zu fahren, entschied mich aber kurzfristig für die Bundesstraße - weniger Steigungen. In Frielendorf verließ ich sie wieder und fuhr der Bahnstrecke folgend nach Homberg (Efze) hinein. Hier verweilte ich erst ein wenig vor dem Rathaus , doch in der prallen Sonne, ohne dass ein Lüftchen wehte, war es doch ein wenig sehr heiß (als passionierter Barfußläufer hatte ich Schwierigkeiten, mir die Füße nicht zu verbrennen); so verlegte ich die Restpause in den Schatten der Marienkirche .
Gerade als ich weiterfahren wollte, zog der Himmel sich zu. Ich entschloss mich trotz der Gewitterwolken, käfferweise weiterzufahren (notfalls geht ja auch mal 'n Kilometer durch Regen). Am Pulverturm vorbei, nach einem schnellen Klick ins Efzetal , bog ich etwas zu früh ab und landete - in der Ferne fing es schon zu blitzen an - statt in Welferode in Mörshausen. Netter kleiner Umweg von etwa drei Kilometern. Auf dem Weg nach Welferode dann wurde mir etwas mulmig zumute. Wo schlägt eigentlich ein Blitz ein: in den Baum am Wegesrand, den Wasserlauf im Straßengraben oder das Fahrrad (weil Metall), das daneben fährt? Zumal ich mich gerade auf einer Anhöhe befand. Nach etwas Abwarten in einem Bushäuschen - noch kein Regen, aber eine Sitzgelegenheit - fuhr ich weiter herab nach Berndshausen. Nach weiteren Minuten des Abwartens in einem Bushäuschen ein Stück weiter bis zur Autobahnbrücke. Dann bis zur Rothen Mühle im Beisetal. Just hinter dieser fing es dann an zu regnen. Erst noch verhalten, so dass ich einigermaßen trockenen Kopfes bis zum nächsten Gehöft gelangen und mich dort unterstellen konnte. Kaum dass ich gut stand, fing's an zu gießen wie aus Kübeln, und das mehr als eine Stunde lang. Gegen Ende schaute noch ein Anwohner aus dem Fenster und schwatzte ein wenig mit mir.
Der Vorsprung von 110 Minuten, den ich bis dahin herausgeholt hatte, schmolz dahin. Trotzdem, als ich schließlich entlang der Beise und der Fulda in Melsungen ankam, fand ich , dass es noch früh genug war, um noch eine Stadt weiter zu fahren (was auch einen Preisvorteil bei der Heimfahrt bedeuten würde). Nicht jedoch, ohne vorher den Eulenturm, den Markt, die evangelische Kirche, die alte Fuldabrücke und das Schloss angeschaut zu haben. Am Schloss fand ich noch Informationstafel, die mich veranlasste, nach Felsberg nicht die Bundesstraße noch die Hauptstraße zu nehmen, sondern auf Nebenwegen über den Kesselberg zu fahren (ohne zu wissen, dass ich bei einer Kommilitonin quasi direkt vor dem Haus vorbeikommen würde. Ich wusste zwar, dass sie aus Melsungen kommt, aber nicht mehr die Adresse). Mit unklarer Wegführung und einem mittelprächtigen Blick ins Fuldatal wurde ich dafür belohnt. Auf der Hauptstraße nach Melgershausen bot sich ein ähnliches Bild und immerhin eine lange Abfahrt. Flussaufwärts folgte ich der Eder, ein wenig hetzend, denn ich hatte mal wieder einen bestimmten Zug ins Auge gefasst. Nach endlos scheinendem Rumgegurke zwischen Teichen an der Eder erwartete mich in Obermöllrich noch ein heftiger Anstieg, bis ich endlich Fritzlar erreichte. Von dort eilte ich wieder sechs Kilometer zurück nach Wabern, wo mich am Bahnhof eine nicht so schöne Überraschung erwartete. Zum einen war der Zug, den ich nehmen wollte, ein InterRegio. Das heißt, dass ich fürs Fahrrad für zwanzig Kilometer neun Mark hätte zahlen müssen statt gar nichts. Aber die Überlegung, ob es mir wert sei, dieses Geld der DB AG in den Rachen zu werfen oder doch lieber zwei Stunden auf den nächsten Regionalzug zu warten, erübrigte sich, weil der InterRegio eh' am Samstag nicht verkehrte. So verbrachte ich endlich mal wieder ein wenig Zeit auf einem sehr interessanten und architektonisch ansprechenden Bahnhof (Vorsicht! Ironie!), bis mich ein Zug auflas und schon kurz nach Mitternacht in Frankfurt in die Nacht entließ.

8. Etappe     110600,   103 km

Fritzlar - Korbach - Volkmarsen (Kr. Waldeck-Frankenberg) - Wolfhagen

Zwischen den nächsten zwei Etappen wollte ich, weil das Stück von Homberg bis Hünfeld außerhalb des RMV liegt und dort mein Semesterticket somit keine Gültigkeit hat, eigentlich eine Übernachtung einlegen. Und da ja manchmal alles nicht so kommt, wie es kommen soll, passierte dies am Pfingstsonntag ganz woanders als geplant ...
Am Morgen nahm ich den Zug nach Wabern, und weil es sich nicht lohnte, auf den Anschlusszug nach Fritzlar zu warten, nahm ich das Stück als Aufwärmer. In Fritzlar angekommen sah ich mir den Marktplatz an; just wie ich gerade am Rathaus war, zog eine Pfingstprozession an mir vorbei in den Dom ein. Den Dom hat der heilige Bonifatius aus dem Holz der hier von ihm gefällten Donar-Eiche gebaut (oder zumindest damit angefangen ...).
Den geschichtsträchtigen Fritzlarer Boden verließ ich bei drückend-warmen Temperaturen unter wolkenverhangenem Himmel westwärts auf dem Fernradweg R5 an der Eder entlang und erreichte nach anderthalb Stündchen (Tip: In Wega gibt es eine Tankstelle, die Getränke zu Preisen "wie im Supermarkt" verkauft) den Edersee. Dort "kürzte" ich die erste Schleife hinter Hemfurth über den Berg ab, in der Gewissheit, dass ich danach auf der Straße direkt am Ufer erst mal Ruhe vor lästigen Steigungen haben würde. Aber Blasegebäck*! Eine wahre Berg-und-Tal-Bahn tat sich auf. Der Fairness halber sei gesagt, dass diese auch das ein oder andere reizvolle Panorama auftat .
Am westlichen Ende des Sees bog ich nach Norden ab, im Tale der Itter bergwärts fahrend. Bis Thalitter. Dort erwartete mich nämlich der nächste Anstieg. Und das Problem, den richtigen Weg dorthin zu finden (trial and error). Und - das blödeste von allen - ein Landregen von mehr als zweieinhalb Stunden Dauer. Zu entsprechend vorgerückter Zeit traf ich schließlich nach einigen Bergen in Korbach ein.
Nach einem Kurzbesuch, der Tylenturm, Rathaus, Nikolaikirche und Amtsgericht beinhaltete, ging' fix weiter nach Berndorf und damit ins Twistetal. Dort blieb ich auch erst mal und nahm nicht den Weg über den Wartenberg, wie eigentlich vorgesehen, sondern die B 252, die aber nach zehn Kilometern das Tal ver- und mich mit Feldwegen und Nebenstraßen allein ließ. Am Twistestausee vorbei gelangte ich wieder auf die Bundesstraße und dann nach Volkmarsen. Von dort schlich ich eine endlose Steigung hoch, die in beiderlei Sinn andererseits auch den Geschwindigkeitsrekord diesen Tages zu verantworten hatte. Bald kam ich nach Gasterfeld, hier fällte ich wieder eine Entscheidung zugunsten einer Bundesstraße (auch hieran merkt man, dass der Tag etwas frustrierend war), die ich aber kurz vor Wolfhagen zugunsten von Wohnstraßen kurz verließ. Von Westen her kommend präsentiert sich das Stadtensemble sehr eindrucksvoll . Leider konnte ich mich nicht sehr lange daran ergötzen, denn direkt nach dem Filmweiterspulen gab die Batterie in meiner Kamera ein für alle mal den Geist auf (und das zu Pfingsten!). Sie hatte schon früher am Tag etwas geschwächelt, doch ich hatte noch Hoffnung gehabt, dass sie die zwei Tage noch durchhalten würde. Wie dem auch sei, jetzt konnte ich noch nicht mal den Deckel vors Objektiv schieben, weil letzteres mangels Stroms nicht eingezogen werden konnte. Na toll!
Und weil der Tag so zum Abgewöhnen war und die Aussicht, dass man am Pfingstmontag in der Frühe irgendwo eine bezahlbare Fotobatterie herbekommt, so gering, nahm ich den letzten Zug. Immerhin fuhr noch einer, was ich schon kaum zu hoffen gewagt hatte, auf einer einspurigen Nebenstrecke. Ich kam sogar noch bis zwei Stationen vor der RMV-Grenze, fuhr dann diese zehn Kilometer durch Nacht und Nebel und legte mich beim Bahnhof Neustadt bis zum ersten - na ja, zweiten, weil den ersten sah ich beim Erwachen losfahren - Zug ein wenig auf Ohr.

* Pustekuchen
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