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Test
 
Die Route der Bayern-Tour

Bayern ... Unendliche Weiten ... Das größte Bundesland, anderthalbmal so groß wie das zweitgrößte und so groß wie die folgenden beiden zusammen. Nach dem Plan, in dem ich mittels Streckenlängen und erwarteten Durchschnittsgeschwindigkeiten die Fahrtzeiten ermittelt hatte, erwarteten mich hier mindestens sechs, wenn nicht sieben Wochen. Als Teil der arbeitenden Bevölkerung ging ich also davon aus, dass ich Bayern auf wenigstens drei Sommer verteilen musste.
Dieses Jahr hatte ich drei Wochen Urlaub Anfang August, in denen ich zwei Wochen zu fahren gedachte, weil ja auch noch das Freilichtfestival der Dramatischen Bühne lief, wo ich hie und da gebraucht werden würde. Doch es sollte anders kommen. Im Juni wurde mir von der Abteilungsleiterin gesagt, der Chef wünsche, dass ich meine Überstunden bis zur Inventur im September abbauen möge. Bei 100 Monatsstunden und 140 Überstunden folgte daraus, dass ich dazu genötigt wurde, den ganzen Juli und den Rest vom August zu Hause bleiben. Das war mir natürlich üüüberhaupt nicht recht, da ja der Aufbau des Freilichtfestivals in die erste Juliwoche fiel, somit der Rest des Julis mit Theaterstücken gespickt war, und außerdem der Juli zum Mega-Monster-Mördern grundsätzlich am besten geeignet ist.
Ich hatte einen schlauen Plan entworfen, nach dem ich in einigen wichtigen Stücken, wo ich besser nicht fehlen sollte, mitspielen und ansonsten viel Rad fahren wollte. Diesem Plan zufolge könnte ich es sogar in diesem einen Sommer bis nach München schaffen. Doch was nützt ein Plan, ist er auch noch so schlau, er bleibt doch immer Theorie ... Ich kam trotzdem ganz schön weit in diesem Jahr, so viel sei direkt verraten. Am Ende des dritten Blocks, nach 2450 Kilometern dachte ich noch, ich hätte noch nicht einmal die Hälfte, nämlich von 5500 Kilometern, geschafft, doch als ich dann noch mal in meine Pläne guckte, stellte ich fest, dass der Rest sich nurmehr auf etwa 2330 belief, und in einem vierten Block wollte ich noch einmal so 250 davon auf die Haben-Seite bringen.

1. Etappe     090709,   99 km

Ulm - Neu-Ulm - Günzburg - Dillingen a.d. Donau - Wertingen - Donauwörth

Blöderweise hatte ich für die zwei letzten Nächte vor meiner Abreise die Nachtschichten auf dem Freilichtgelände übernommen. Am letzten Abend fiel zu meinem Glück die Vorstellung aus, so konnte ich ein bisschen früher aufbrechen, um in Püssensheim auf etwa halber Strecke bei Rick zu übernachten, doch auch diese Nacht fiel sehr kurz aus. Ich war so müde, dass ich auf der Autobahn nach Ulm mehrfach für kurze Schlafpausen anhielt, um nicht vom Sekundenschlaf übermannt zu werden. Lieber eine Stunde später als vielleicht nie wieder aufs Radl steigen ...
Nachdem ich die Autobahn verlassen hatte, verpasste ich einen Abzweig - ich hatte mir ausgerechnet, dass ich abends ein bisschen Zeit sparen könnte, wenn ich eine Station näher an Donauwörth in den Zug nach Ulm stiege. Am Abend wollte ich mein Auto am Bahnhof abholen und entweder nach Donauwörth oder besser nach Treuchtlingen bringen, um am Ende des ersten Drittelblocks weniger umsteigen zu müssen. Ich hatte Rick versprochen, seine Blumen zu gießen, dieweil er in den USA auf Dienstreise war; außerdem konnte ich dann auch meine Wäsche waschen. Ich fuhr also an dem Abzweig nach Lauingen vorbei, aber dies erwies sich im Nachhinein als glückliche Fügung, denn der Zug, in den ich in Günzburg stieg, fuhr überhaupt nicht über diese Strecke.
Ich erreichte den Zug pünktlich. Und kriegte gleich Ärger mit der Schaffnerin. Wobei Ärger eigentlich ein großes Wort ist, denn sie glaubte mir, dass ich nicht gewahr war, dass ich eine Fahrradkarte hätte lösen müssen. Theoretisch wusste ich es zwar schon, doch praktisch war ich auf so kurzen Strecken immer nur in Verkehrsverbünden unterwegs, wo die Fahrradmitnahme nichts kostet. Sie ließ mich dann mit einer Karte für 1,55 ziehen, statt mir die 40 Euro fürs Schwarzfahren abzuknöpfen. Das fand ich sehr nett, denn für die zwei Stationen bis zum Anfang des Ulmer Verbundes wäre das sonst echt ein schlechter Deal gewesen.
Pünktlich erreichte der Zug Ulm, eine Stunde nach meiner geplanten Abfahrt. Bis ich jedoch loskam, hatte ich weitere 40 Minuten Verspätung, weil mein Tacho nicht tat. Ich hatte die Hülse, mit der man den Magneten auf der Speiche fixiert, auf der falschen Seite angebracht, also den Magneten damit umhüllt. Den Fehler zu finden und zu beheben, dauerte einen Moment, dazu kamen noch einige Kleinigkeiten, die ich richtete. Dann ging es los. Das kürzeste Mega-Monster-Mörder-Teilstück, das es so geben kann, lag vor mir: 1650 Meter, grad über die Donau gehüpft nach Neu-Ulm. Und das war sogar ab Bahnhof gemessen, vom Markt, der sonst immer der End- und Startpunkt ist, wären's kaum 1000 gewesen.
Da ja die Zeit doch schon recht fortgeschritten war, hielt ich mich nur extrem kurz auf und verschob das Sightseeing auf (viel) später, nämlich ans Ende der Tour, wenn ich hier wieder ankam und den Kreis schloss. Ich verließ die Stadt durchs Gewerbegebiet im Osten und verfuhr mich prompt. Aber nicht so schlimm, der richtige Weg nach Breithof war dann nicht so schwer zu finden. Sanfte Hügel empfingen mich im Bayern- oder genauer Schwabenlande.
Finningen, Straß und Bühl lagen schon hinter mir, und ich war gerade dabei, Echlishausen zu verlassen, als ein Regenschauer herniederkam. Nach knapp 20 Minuten unter dem Vordach der Friedhofskapelle konnte ich schon weiter, über Bubesheim nach Günzburg.
Nach kurzer Rast verließ ich es wieder oben auf den Donauhängen, die ich in dieser Höhe hier nicht erwartet hätte, gen Offingen. Hier überquerte ich die Donau und bog auf den Weg am Ufer ab. Der war herrlich menschenleer, und die Sonne war auch gerade rausgekommen, und ich ließ sie mir mit Wonne auf den Pelz brennen. Unter den Wolken war es doch recht kühl gewesen.
Der Weg geht bis Teiningen am Fluss entlang, dann verlässt er ihn kurz. Oben auf der Straße begegnete mir ein Supermarkt, den ich direkt mal nutzte, dann ging's auf der ehemaligen B 16 weiter nach Lauingen, wo ich kurz am Schimmelturm vorbeimusste, weil es sich bei diesem um einen 20-Kilomter-Punkt handelt. Auch das Rathaus daneben fiel ins Auge. Durch den Wald ging es dann nach Dillingen hinein.
Eine hübsche Stadt, dennoch hielt es mich auch hier nicht lange. Bis Steinheim blieb ich noch an der Donau, um hier ins Donauried abzubiegen. In Kicklingen verfuhr ich mich noch mal um 'nen Kilometer; sozusagen Galgenfrist vor dem kleinen Höhenzug vor der Zusam, hinter dem auch Wertingen liegt. Auch dunkle Wolken lagen dahinter und in meiner Richtung ...
Als ich in Wertingen gerade ein bisschen am Herumknipsen war, sprach mich ein älterer Herr an und erzählte mir ein bisschen was über die Stadt. Zum Beispiel, dass der St. Martin schon vor dem alten Gebäude der Sparkasse gestanden hatte, dann einige Meter vom jetzigen Standort entfernt in den Büschen versteckt, bis er vor nur wenigen Wochen an diese etwas prominentere Stelle versetzt wurde.
Danach drielte ich noch ein bisschen herum, kaufte noch was Saft und trat dann das letzte Stück der heutigen Etappe an. Auf dem Zusamradweg gen Norden, wie schon den ganzen Tag bei Gegenwind. In Pfaffenhofen war eine Baustelle, in Rettingen wurde mittels Spruchbändern dagegen protestiert, dass es als Überschwemmungsfläche für Donauhochwasser ausgewiesen werden soll(te), und über allem hingen die dunklen Wolken. Doch diese tauschte ich auf dem Endspurt gegen hellere ein, wie schön.
Gerade die Stadtgrenze von Donauwörth überschritten, stieg ich unter der Eisenbahnbrücke noch schnell in die Donau und wusch mich, dann drehte ich eine kleine Runde durch die Stadt und inspizierte schon mal die Brücken über Wörnitz und Donau auf schlafplatzbarkeit, bevor es dunkelte. Theoretisch wäre sogar eine halbwegs geeignete dabei gewesen. Blöderweise hatte ich mich darüber etwas mit der Zeit verzettelt, obendrein verschmähte der Fahrkartenautomat meinen Zehner, und so kam ich eine Minute zu spät zum - natürlich letzten - Zug, der mich zu meinem Auto bringen sollte. So aber hing mein Tacho nur eine halbe Stunde statt zwei unbewacht am Fahrrad rum, und ich konnte das letzte Tageslicht nutzen, um vielleicht einen besseren Schlafplatz zu finden. Unterwegs fand ich einen Einfamilienhausrohbau (sehr geil, aber dreckig), einen Wörnitzsteg (möhk! Bohlen mit Ritzen dazwischen!), eine Schule (leidlich gut, zumindest besser als die Brücke von vorhin), einen Baumarkt mit Gartenlauben im Angebot (leider alle verschlossen) und ein Schulzentrum mit verschiedenen coolen Möglichkeiten (würde die Beleuchtung nachts ausgeschaltet werden?). Den Zuschlag gab ich indes dem Vordach der Sporthalle im Stauferpark. Zwar hielten sich in der Nähe Halbstarke auf, und ziemlich offen war's auch, aber dennoch schien's mir am geeignetsten. Gegen halb zwölf lag ich im Schlafsack.

2. Etappe     100709,   140 km

Donauwörth - Nördlingen - Auhausen (Kr. Donau-Ries) - Dinkelsbühl - Feuchtwangen - Rothenburg o.d.T.

Um vier riss mich das Handy aus dem Schlaf. Als ich gerade ein Schlafplatz-von-fern-Foto machen wollte, kam schnell noch ein Platzregen herunter, aber pünktlich um fünf war ich am Bahnhof für den ersten Zug. Die Fahrt nach Günzburg und zurück dauerte doch länger als gedacht, so verwarf ich den Plan, das Auto noch nach Treuchtlingen zu bringen. Aber ich hatte festgestellt, dass es einen durchgehenden Zug von Schwabach, wo ich am nächsten Abend ankommen wollte, nach Donauwörth gab. Ich fand sogar einen Parkplatz schön nahe am Bahnhof.
Ich sattelte also auf, kaufte auf dem Weg aus der Stadt noch schnell ein und folgte der Radroute Romantische Straße, die sehr schön und auf angenehmen Wegen durchs Wörnitztal geleitet wird. In Harburg jedoch verlor ich ihre Spur, keuchte den Berg hoch und traf auf der anderen Seite auf die B 25, an der ich ein Stück weit entlang fuhr, bis ich in Großsorheim wieder auf meine geplante Route, wiederum die Romantische, traf.
Die Bundesstraße verläuft hier im Talgrund der Eger, die Radroute ein wenig in den Hügeln. Diese waren aber nicht allzu gemein. Gemeiner war der Wind, der reichlich frisch übers Land brauste, und zwar aus leicht nördlich westlicher Richtung, so dass ich im Grunde den ganzen Tag nur die ersten zehn Kilometer hinter Nördlingen und ein paar im Oettinger Forst nicht mit Gegenwind rechnen musste (der mich dann natürlich tatsächlich die ganze Zeit plagte).
Um Reimlingen fuhr ich auf einer Umgehungsstraße herum, die noch nicht in meiner Karte stand. Dann kam noch eine kleine Steigung und dann Nördlingen.
Dort holte ich mir eine Hawaii-Laugenstange bei einer netten Bäckerei. Als ich nach dem Verspeisen dieser und meinem Papierkram ein wenig ausruhte und dabei fast einpennte (was Wunder!) verzogen sich die letzten Wolken, die am Vormittag noch am Himmel gehangen hatten.
Ich fuhr weiter. Auf der Karte sah es so aus, als würde der Weg, den ich ausgesucht hatte, die Umgehungsstraße ganz normal queren. Dumm nur, dass es einen Niveauunterschied von fünf, sechs Metern gab. Dümmer noch, dass die Brücke zwischen den beiden Böschungen vergessen worden war. Ich wusste nicht, wie weit die nächste offizielle Querung weg war, also: Böschung runter, Böschung rauf. Oben angekommen schien mir die Sonne so scheinerig, dass ich noch schnell Sonnencreme auftrug und dann tatsächlich ein Stück weit ungestört Rückenwind genießen konnte. In Deiningen erwartete mich noch die Egerbrücke als 20-Kilometer-Punkt (das war der Grund, warum ich diesen Bogen nach Osten machte), in Wechingen eine Wörnitzbrücke, die momentan wech war, und eine abenteuerliche Ausweichstrecke, und auf dieser ein Regenschauer, der aber schneller wieder vorbei war als ich die 600 Meter bis zum nächsten Vordach hatte hinter mich bringen können.
Inzwischen war ich auf einer Hauptstraße gelandet, doch dafür, das Ungemach in Kauf zu nehmen, für die letzten drei Kilometer wieder auf die andere Seite der Wörnitz zu wechseln, war bei weitem nicht genug Verkehr. In Oettingen in Bayern kam ich ja schon wieder auf eine kleinere Straße, die mich schließlich auf einen menschenleeren Waldweg im Oettinger Forst führte. Hinter dem Wald ging es auf kleinen Hügeln südlich der Wörnitz weiter, zwischendurch gab's noch einmal einen Minischauer, der schon wieder vorbei war, kaum dass ich das Regencape auch nur ausgepackte hatte, und endlich wieder Gegenwind. Immerhin klarte es irgendwo zwischen Wilbergstetten und Dinkelsbühl wieder auf und ließ die Stadt noch heller erstrahlen als sie es ohnehin schon tut.
In meiner Liste der schönsten Städte gehört Dinkelsbühl jedenfalls ganz weit nach oben. Die Häuser sind alle schön verputzt und haben Anstriche in kräftigen Farben, und die Bezeichnungen der Läden sind alle in weißer Frakturschrift über die Türen geschrieben, nirgends gibt es Leuchtreklamen, allenfalls Werbeschilder in Kupfer. Im Schatten der Kirche genoss ich mein Päuschen.
Der Sonnenschein ließ die Weiterfahrt leicht erscheinen. Auch wenn der Wind weiterhin jeweils genau aus derjenigen westlichen Richtung kam, der ihn bei der Fahrtrichtung, die ich gerade hatte, zu Gegenwind werden ließ. Dennoch kam ich auf der hügeligen Radroute Romantische Straße gut voran und brauchte weniger als eine Stunde nach Feuchtwangen.
Auch ein hübsches Fleckchen, aber ich hatte ja doch noch den einen oder anderen Kilometer vor mir, so verweilte ich auch hier nicht allzu lange. Bis Bonlanden stracks nach Norden, dann nach Schillingsfürst nach Nordnordwest überquerte ich ein paar Hügel, um bei Diebach ins Taubertal zu gelangen.
Ich folgte dem Fluss nach gerade unterhalb Rothenburg, dort ging ich mich noch schnell in der Tauber waschen. Dann nahm ich "die paar" Kilometer (und Höhenmeter) zur sehr schönen Altstadt in Angriff. Oben belohnte ich mich mit einem Schneeballen, der lokalen Spezialität, deren ich als ich ihm Winter da war wegen Ladenschlusses keines habhaft werden konnte. Es handelt sich um einen faustgroßen Ball aus Mürbeteigstreifen, original mit Puderzucker bestreut, aber in verschiedenen Variationen erhältlich. Etwas trocken vielleicht, aber schon ganz lecker.
Nach diesem kleinen Snack schaute ich am Bahnhof nach, wann ich morgen in Schwabach den letzten Direktzug zu meinem Auto bekommen könnte. Und wo mögliche Schlafplätze für heute zu finden wären. Auf dem Stadtplan fand ich einige nahgelegene potentielle Orte, und dort angekommen, entschied ich mich direkt für die Realschule. Einer der Eingänge war ins Gebäude eingelassen, von den normalen Durchgangswegen aus nicht einsehbar, und er lag im Dunkeln. Abendbrot, Papierkram, Zähne putzen, Pipi machen, ab ins Bett ...

3. Etappe     110709,   119 km

Rothenburg o.d.T. - Uffenheim - Ansbach - Schwabach

Am Samstag folgte ich ein letztes Mal der Radroute Romantische Straße der Tauber abwärts auf guten Wegen jenseits der Hauptstraße bis Tauberscheckenbach. Von hier übernahm der Scheckenbach die Führung, auf einem Feldweg bis Gickelhausen, wo ich wieder auf eine normale Straße traf. Diese brachte mich über Pfeinach nach Welbshausen und schließlich nach Uffenheim.
In Uffenheim liefen gerade Vorbereitungen für ein Fest, doch mit dem Rad kam man gut durch. Genau wie die Sonne, die sich bisher mehr bedeckt gehalten hatte. Das fand ich schön. Während meines Päuschens tat ich mir Sonnencreme auf, und bald fuhr ich den gleichen Berg wieder hoch, den ich gerade heruntergekommen war, allerdings ein Stückerl weiter östlich. Bei Custenlohr schließlich bog ich ab, erklomm den Rest des Hügels und fuhr dann am Rande des Rannachtals nach Bad Windsheim, Mitnamensgeber des Kreises, aber nie Kreissitz gewesen. Bis hierher hatte es schon wieder etwas zugezogen und war kühler geworden. Der Wind kam heute zur Abwechslung von vorn ...
Insbesondere auch jetzt, als ich mich wieder Richtung Süden wandte, kleine Bergetappe über Sontheim und Obernzenn nach Wippenau. Der kombinierte Gegen- und Fahrtwind auf der Abfahrt von hier zog einem glatt die Hosen aus. Nun war ich im Tal der Fränkischen Rezat und folgte dieser auf Nebenwegen - einmal leider auf einem falschen, was mich nach 'nem Kilometer auf einer Blumenwiese (w)enden ließ - nach Ansbach. Als ich das Stadtschildfoto machte, fiel mir auf, dass einer der zwei Riemen, der die rechte Packtasche am Gepäckträger befestigte, nach Jahren schließlich durchgescheuert war.
Dies Problem behob ich provisorisch während meiner Rast in Ansbach, indem ich ihn etwas anders anordnete. Danach tat ich mich an einer Laugenstange Hawaii gütlich, dann ging's weiter.
Um die Bundesstraße zu vermeiden, verließ ich die Stadt über Eyb und Kaltengreuth, wo es ganz schön bergauf ging. Nach der Abfahrt nach Volkersdorf tat ich mich etwas schwer, den richtigen Weg zu finden, und fragte einen Anwohner, wie ich denn am besten nach Herpersdorf käme. Er empfahl mir, nicht über Milmersdorf zu fahren, wie ich eigentlich vorhatte, sondern unten am Berg entlang, und ich denke, ich tat gut daran, dieser Empfehlung zu folgen.
In Herpersdorf hingegen hätte ich besser gleich der Hauptstraße folgen sollen. Als ich den Berg vor Büschelbach erklommen hatte, kam es mir nämlich so vor, als ginge es auf dem geplanten Weg erst noch mal ins Tal hinab, bevor ich nach Petersaurach gekommen wäre. Da bog ich lieber halboben nach Langenloh ab und nahm die wenigen restlichen Höhenmeter und den Umweg in Kauf.
Hinter Aich bog ich noch mal falsch ab und fuhr halt einen etwas größeren Bogen nach Weißenbronn, dort traf ich endlich auf die Schwabach. Diese ließ ich meine Begleiterin sein, auf der Hauptstraße, die hie und da noch mal unsinnig die Bergflanke hinaufging, und kam ein gutes Stück vor Abfahrt meines durchgehenden (!) Zuges nach Donauwörth in Schwabach an. Hier fand gerade ein Völkerfest statt: Musische Darbietungen der hiesigen Migranten erfüllten den Königsplatz.
Nach der Knipsrunde kaufte ich noch eilig ein (leider jedoch ohne Dexpanthenolcreme zu bekommen) und erreichte dann mit ein bisschen Zeitpolster meinen Zug, der ziemlich voll war. Die Autofahrt von Donauwörth bis Püssensheim dauerte auch ein bisschen, und bis ich dann schließlich im Bett lag, war schon Sonntag.

4. Etappe     120709,   80 km

Schwabach - Fürth - Nürnberg - Lauf a.d. Pegnitz - Hersbruck

Dafür verpennte ich erst mal um 'ne Stunde. Dann stellte ich mein Autochen in Kitzingen an den Bahnhof und fuhr nach Schwabach. Dort sattelte ich auf und machte mich direkt los, nordostwärts an den Main-Donau-Kanal. Eigentlich blöd, denn, aber das konnte ich vorher nicht wissen, hier war es ziemlich langweilig. Wie Bundesstraße fahren, bloß ohne Autos. Außerdem stellte ich hinter dem Nürnberger Hafen fest, dass die vierspurige Straße direkt am Kanal verläuft, nicht ein Stückchen davon entfernt, wie mich die Karte glauben machte. Wenigstens war's eben, und dieses außergewöhnliche Hotel hätte man auch nicht von überall erblickt.
Ein paar Tropfen Regen bekam ich auch ab, allerdings kaum, dass sich das Regencape auszupacken gelohnt hat; und in Dambach gab es keinen Übergang vom Treidelpfad auf die Brücke, die ich hätte überqueren wollen. So musste ich noch ein Stück weiter und wieder zurück. Danach erwischte ich noch einen falschen Weg, musste daraufhin eine Baustelle recht weit umfahren, und endlich kam ich in der Fürther Innenstadt an.
Die ist so weit ganz hübsch, stand aber aufgrund eines Festes mit Holzbuden voll. Ich gönnte mir eine Pommes und machte mich späterhin durch den Stadtpark weiter auf nach Nürnberg. Auf diesem ziemlich vollen Radweg war in meiner Richtung ein ausgesprochen schnuckeliger Radler unterwegs, mit dem ich gerne ins Gespräch gekommen wäre (er war auch alleine und mit dicken Packtaschen unterwegs), doch dazu sollte es nicht kommen, denn ich musste aus dem Grüngürtel abbiegen, um das Stadtschild von Nürnberg auf Celluloid zu bannen, ohne dass ich auch nur die Möglichkeit hatte, richtig "hallo" zu sagen.
In der Stadt sah ich ihn mit seinen neongelben Packtaschenregenhüllen auch nicht wieder, dafür hatte ich mal Gelegenheit, mir den Nürnberger Markt mal ohne Christkindl anzugucken und einiges Anderes mehr.
Im Internet hatte ich jemanden von hier gefragt, wo man vielleicht schön baden gehen könnte, und der See, der ihm gleich als erstes einfiel, war nur einen guten Kilometer von meiner Fahrtroute entfernt, so dass ich diesen - ich hatte genug Zeit trotz der Verspätung vom Morgen - nun ansteuerte. Leider alleine, weil wir uns nicht vernünftig absprechen konnten.
So fuhr ich also durch den Lorenzer Reichswald, wo ich mich schon mal der Schuhe entledigte , und dann im Norden ums Autobahnkreuz Nürnberg. Dort erwischte ich einen falschen Parallelweg zur Straße, der mich aber auch, zwar etwas weniger komfortabel, an mein Ziel brachte, den Birkensee. Dort machte ich also erstens Halt und zweitens Bekanntschaft mit Christian, mit dem ich eine Zeitlang nett plauderte. Als ich wieder aufbrechen wollte, musste ich voll Schreck feststellen, dass einer meiner an den Packtaschen festgebundenen Schuhe eben kein an der Packtasche festgebundener Schuh mehr war, sondern ein sich momentan überhaupt nicht in der Nähe befindlicher. Ich hoffte ja, dass ich ihn auf dem Weg von der Straße zu See verloren hätte, doch an der Straße angekommen musste ich noch einmal 'nen Kilometer zurückfahren, bis ich ihn am Ende des oben erwähnten falschen Weges auf dem Gepäckträger eines Mannes, der dort mit seinen Hunden unterwegs war und gerade alle diese im Kofferraum verstaute, fand. Er wollte den Schuh dann noch vorne an die Straße bringen und dort sichtbar aufstellen, was ich nett gefunden hätte. Aber da war ich ja sozusagen zuvorkommend.
Nach diesem kleinen Extra holte ich Schwung für das letzte Stückchen bis Lauf an der Pegnitz. Am Stadtschild fand ich einen Euro und drei Cent. Die steckte ich als Talisman ein für den Rest der Tour. Eine Radlerin, die gerade vorbeikam und sah, dass ich mit dem Fotoapparat herummachte, fragte, ob sie ein Bild von mir machen sollte, was ich aber dankend ablehnte.
In der Stadt machte ich nur eine kurze Verschnaufpause, war ja auch lange genug am See gewesen, und brach dann auf zur letzten Station, nach Hersbruck. Ich fuhr auf kleinen Wegen südlich der Pegnitz an der Bahn entlang, machte einen kleinen Umweg für ein vernünftiges Stadtschildfoto, und dann kam der Zieleinlauf. Der führte mich direkt am Festplatz vorbei, auf dem gerade Kirmes war. Ich machte erst eine kleine Runde durch die Stadt und mich dann auf die Suche nach je einem Wasch- und Schlafplatz. Letzterer stellte sich im Schulzentrum ein, ersterer ein bisschen flussabwärts vom Zentrum in der Pegnitz. Mein Gesichtsausdruck auf diesem Bild rührt daher, dass zum einen das Wasser ziemlich kalt war und zum anderen ich nach dem Setzen des Selbstauslösers einen Schritt nach hinten machte und überraschend tief im Wasser versank. In der Tat habe ich in diesem Moment die Knie nur leicht angewinkelt, um den plötzlichen Höhenverlust abzufedern. Der einzige Passant während meiner Verweildauer kam erst vorbei, als ich wieder in voller Montur dastand ...
Zur Feier des Sonntags kehrte ich beim Francesco ein und ließ mir eine Pizza schmecken, während ich meinen Tagespapierkram machte und (glaub ich jedenfalls) noch ein wenig Bericht schrieb. Ich nahm noch die örtlichen Örtlichkeiten in Anspruch, um die Augen und die Zähne bettfertig zu machen, und dann verkrümelte ich mich zu meinem Vordach neben der Turnhalle.

5. Etappe     130709,   123 km

Hersbruck - Pegnitz - Bayreuth - Stadtsteinach - Kulmbach

Am nächsten Morgen stellte ich fest, dass die Raumpflegerinnen hier wirklich früh anfingen. Aber ich störte mich so wenig an ihrer Anwesenheit im benachbarten Gebäude wie augenscheinlich sie sich an meiner. Eine offene Bäckerei fand ich noch nicht, so tat ich mich an meinen Vorräten gütlich, um dann ordentlich in die Pedalen zu treten.
Soweit möglich auf Feldwegen und Nebenstraßen ging es die Pegnitz hinauf, eine ganz ansprechende Strecke. In Neuhaus an der Pegnitz kaufte ich kurz ein, Getränke für den Durst, Heilsalbe für Hände und Hintern; und beim Edeka fand ich ein Regal mit Fahrradzubehör, an dem tatsächlich auch Fahrradhandschuhe feilgeboten wurden.
So ausgerüstet ging es rechts der Pegnitz weiter bis in den Veldensteiner Forst, in dem ich vom Fluss abbog. Ich erwischte gleich ganz vorne einen falschen Weg und addierte so auf einer sich hin und her windenden Steigungsstrecke fast zwei Kilometer zur vorgesehenen Strecke, um, wieder auf dem geplanten Weg angekommen, gleich wieder von ihm abzukommen. Dies brachte noch einmal anderthalb Kilometer extra ein. Irgendwie waren hier im Wald mehr Wege (übrigens alles mittelfeiner Schotter) als auf meiner Karte, deshalb hatte ich diese Schwierigkeiten, mich zurechtzufinden. Aber beim ersten Verfahrer hatte ich tatsächlich richtig vermutet, wo ich war, so dass am Kleinen Stern die Realität wieder zur Karte passte, was ja aber auch nicht tatsächlich weiterhalf. Dafür kam ich kam am Großen Lochstein vorbei und schließlich nach Harlach. Ab dort ging es wieder den Berg hinab, den ich im Wald und besonders an dessen Ende emporgekreucht war.
In Pegnitz fuhr ich erst mal zum Kriegerdenkmal. Direkt vor einem Polizeiwagen über eine rote Ampel. Aber weil ich mich reuig gab und auch so nach Tourist aussah, ließ der Polizist es mit einer Ermahnung gut sein. Nach dem Denkmal schlug ich einen kleinen Bogen zur Pegnitzquelle (Die Pegnitz endet seltsamerweise nach kurzem Lauf in einen Bach, der doch schon den einen oder anderen Kilometer mehr hinter sich hat.) und machte danach Rast auf dem Markt. Der Morgen hatte wolkig angefangen, doch seit irgendwo hinter Neuhaus strahlte die Sonne vom Himmel.
Sonnencreme druff und weiter, hoch nach Lindenhardt und dann wieder in einen großen Forst, in dem die Quelle des Roten Mains liegt, an die ich einen kleinen Abstecher machte. Ein Weilchen später querte ich die A 9, musste noch ein paar Meter höher und hatte dann eine superklasse Abfahrt, die beste für diesen Sommer: Bei 50 km/h hatte ich die Anwandlung, noch schnell ein Foto vom Bayreuther Talkessel zu machen und hielt dafür an. Danach ging es noch mal auf über 50 Sachen, dann über einen kleinen Absatz und schließlich mit 71,5 Stundenkilometern hinab. Das war ein Spaß! Und am Ende kam (hinter einem kleinen Hügel) Bayreuth.
Ich ging einkaufen und setzte mich zum Essen an den Roten Main in den Schatten. Als ich aufgegessen hatte, knipste ich noch durch die andere Hälfte der Innenstadt und machte mich wieder auf. Bis Pegnitz hatte ich eine Stunde Verspätung eingefahren, die sich bis hierhin noch ein wenig verlängert hatte.
Noch bevor ich die Stadtgrenze erreicht hatte, ging es wieder bös bergauf. Über Euben fuhr ich hinüber ins Tal der Trebgast, dem ich bis zum gleichnamigen Ort folgte. Dort kam dann Scheißidee Nr. 1 zum Zuge. Statt weiterhin der Bahnlinie zu folgen, die erst am Weißen Main und dann über einen Hügel zum Hufweidbach führte, dafür aber auf der Hauptstraße zu bleiben, nahm ich den Weg über den Kienberg. Dort dann am oberen Rand von Hegnabrunn angelangt, hatte ich Scheißidee Nr. 2. Statt jetzt ins eben genannte Tal und dann am Hang entlang zu fahren, entschied ich mich dafür das "letzte bisschen" Steigung auch noch zu nehmen, auf dass die Abfahrt noch toller würde. Das "Bisschen" war denn doch noch ein ganz schönes Stück höher, und die Abfahrt war trotz der mehr als 50 Sachen eher unspektakulär, weil sie wie so oft so endet, dass man nicht einfach durchbrettern kann - hier wegen einer engen Kurve.
Von hier in Untersteinach folgte ich dann dem ausgeschilderten Radweg nach Stadtsteinach. Dort ruhte ich kurz aus und nahm dann den letzten Berg für heute in Angriff. Den Oberberg, bei dem der Aufstieg erfreulich kurz, aber natürlich auch dementsprechend heftig ausfiel, dafür aber die Abfahrt umso länger andauerte. Kurz vor Fohenreuth stieg ich zum Waschen noch mal schnell in den Bach, der mich weiterhin an den Weißen Main und damit nach Kulmbach führte.
Die Nase voll vom Gegenwind, den ich den ganzen Tag hatte, hielt ich mich nur kurz im Zentrum auf, suchte mir 'nen Schlafplatz und ging dann zum McD. nebenan. Eigentlich wollte ich hier ein bisschen Bericht schreiben, doch nach nur wenigen Sätzen fing es an zu tröpfeln, so dass ich lieber doch zur Nacht aufbrach, die ich unter einer Brücke verbrachte, die über den Weißen Main in seiner Betonrinne führte.
Der Weg zum Morgen war regennass.

6. Etappe     140709,   136 km

Kulmbach - Ebermannstadt - Forchheim - Erlangen - Neustadt a.d. Aisch

Den Wecker überhörte ich. Sei es, weil der Akku vom Handy zu leer, sei es, weil ein blöder Alarmton eingestellt war. Jedenfalls ergab es ein gutes Stündchen Verspätung. Frühstücken tat ich direkt am Schlafplatz, Linsen setzte ich beim Mac ein, in der Stadt schoss ich noch ein paar Fotos, und ich fuhr von dannen.
Auf dem Weg zurück in die Fränkische Schweiz nahm ich noch schnell den Mainzusammenfluss mit. Die neu gebaute Brücke dort ist sehr hübsch, doch ich finde, sie hätte ruhig ein wenig weiter flussabwärts aufgestellt werden dürfen, um den Zusammenfluss besser mit einem Blick (oder Klick) erfassen zu können. Aber da es wohl schon für den jetzigen Standort Unmengen von Auflagen gab, war das wohl nicht machbar.
Nach diesem Abstecher gelangte ich auf einen Weg, der offenbar auf einer alten Kleinbahntrasse errichtet worden war. Ich folgte ihm, auch dann noch, als ich laut Plan eigentlich hätte abbiegen wollen. Aber der Umweg war nicht so groß, dafür der zu erwartende Komfortgewinn umso größer. Abgesehen von der Stelle bei Krumme Fohre, wo ich auf die Hauptstraße abzweigte und mich über den Hügel quälte, weil angeblich hinter dem Ort ein Denkmal zum Mittelpunkt Oberfrankens stand. Keuch-keuch Berg hoch, roll-roll Berg runter - kein Denkmal. Toll.
Aber auch ohne dies Denkmal wartete Thurnau auf mich. Es fing grad mal wieder an zu tröpfeln (das hatte es beim Main auch schon mal getan), was sich gut mit dem fälligen zweiten Frühstück traf, aber auch wieder eine Verzögerung nach sich zog.
Hinter Thurnau kam dann auch der Berg. War allerdings bei Kleinhül auch "schon" wieder vorbei. Dann ging's bergab nach Hollfeld. Von dort aus folgte ich statt der Straße wieder ausgeschilderten Radwegen nach Plankenfels und damit an die Wiesent, deren Rechter ich abwärts folgte. Die große Schleife, die sie nach Gößweinstein macht, kürzte ich allerdings über den Berg ab. Einmal mehr erwartete mich eine überraschend kurze Steigung mit einem schön langen und rasanten Gefälle. In Muggendorf wohlbehalten wieder unten angekommen, ließ ich die B 470 und die Wiesent rechts liegen und nahm den Oberfränkischen Radfernweg auf Feld- und Waldwegen nach Ebermannstadt.
Nach kurzer Rast in dem schmucken Städtchen fuhr ich auf demselben Radfernweg, der auch hier schön leer war, das letzte Stückchen im Wiesenttal, nur ein Dreiviertelstündchen nach Forchheim. Hier fand ich in der schönen Innenstadt einen Supermarkt mit Getränken drin, eine Bäckerei, wo ich ein ganz frisch belegtes Brötchen bekam, und ein schattiges Plätzchen zum Verzehr derselben ... was will man mehr?
Vielleicht nach Erlangen zu gelangen, und das ging ich nun an. Diesmal begleitete mich noch einmal der Main-Donau-Kanal auf dem Weg, bis Möhrendorf. Dort hätte ich auf die Hauptstraße überwechseln wollen, doch die schien mir sehr befahren, so dass ich den Radweg neben der A 73 nahm. Auch nicht direkt schön, doch dafür drohte nicht jedes vorbeifahrende ein überfahrendes Auto zu werden. Letzten Endes wäre es aber doch viel geschickter gewesen, ein paarhundert Meter Umweg in Kauf zu nehmen und auf dem Weg am Kanal zu bleiben.
So oder so war ich jetzt also in Erlangen angelangt, wo die Autobahn quasi direkt über den Marktplatz fürth. Hier links steht eine Kirche, sie wurde erbaut in der Vergangenheit. Da rechts, da steht ein Schloss, und da davor stand fotoungünstig noch ein letzter Marktwagen. Aber nachdem ich mein bisschen Papierkram gemacht hatte, war der auch verschwunden. Ich holte mir noch schnell was zu essen, und dann eilte ich von dannen. Herzogenaurach (bekannt als Sitz zweier großer Sportbekleidungshersteller) war schnell erreicht, jedoch nicht so schnell durchquert, da ich leichte Schwierigkeiten hatte, den richtigen Weg zu finden. Ein Hinweisschild eines von Puma angelegten Laufparcours half mir dabei. Immer weiter ging es die Aurach hinauf, bis ich sie schließlich hinter Emskirchen verließ und noch einmal übern Berg musste. Am Fuß desselben wies ein Schild darauf hin, dass die Durchfahrt durch Bottenbach gesperrt sei, doch dem maß ich wie üblich wenig Bedeutung bei und sollte wie üblich auch Recht damit behalten. Mit dem Fahrrad war es wie üblich kein Problem, die Baustelle zu umkurven. Zwei Kilometer weiter kam die Abfahrt nach Neustadt an der Aisch, einer von vier Kreisneustädten (Diese und die an Waldnaab und Saale sind es noch, die bei Coburg nicht mehr.) allein in Bayern (Und dann gibt es noch Neustadt am Rübenberge (NI), im Schwarzwald (BW) und in Holstein (SH), allesamt ehemals, und Neustadt an der Weinstraße (RP)).
Nach kurzer Fotosafari machte ich mich auf zum Bahnhof, ärgerte mich mal wieder darüber, dass vom Gleis eins herzlich wenig Züge abfuhren und deshalb die Reisenden auch hier fast immer gezwungen wurden, die Treppen auf den anderen Bahnsteig zu nehmen, fuhr nach Kitzingen und weiter zum Blumengießen und Wäschewaschen (bei dem ich feststellte, dass einer der Fahrradhandschuhe nicht auffindbar war; vermutlich im Zug oder in Kitzingen auf dem Weg vom Zug zum Auto aus der Hosentasche gefallen), und irgendwann war der Tag auch gelaufen.

7. Etappe     150709,   136 km

Neustadt a.d. Aisch - Scheinfeld - Höchstadt a.d. Aisch - Bamberg - Haßfurt

Dem Ende des vorigen Tages entsprechend begann dieser mit dem gleichen Bahnsteigärger in Kitzingen und einer Zugfahrt von dort nach Neustadt. Von dort aus fuhr ich auf Feldwegen erst ein kleines Stückchen die Aisch herab und dann den Ehebach hinauf. Gleich im ersten Dorf ließ mich der Regen eine Pause von vierzig Minuten einlegen. In Baudenbach dann ließ ich den Ehebach Ehebach sein, folgte dem Laimbach und später der Scheine und war schnell in Scheinfeld.
Gerade war ich aus dem Supermarkt am Ortseingang draußen, setzte wieder Regen ein. Den wartete ich unter dem Vordach eines anderen Supermarktes jenseits der Altstadt ab, weil ich in dieser keine Möglichkeit zum Unterstellen fand, die mir zusagte. Irgendwann war auch dieser Regen fertig, so dass ich den hiesigen Rücken des Steigerwaldes trockenen ... äh ... nicht Fußes (Spritzwasser von unten), auch nicht Hauptes (Schwitzwasser von innen) ... also ... erklimmen konnte, ohne von oben übermäßig nass zu werden.
Hinter dem Schloss hoch über der Stadt verpasste ich den Abzweig auf den eigentlich gewünschten Weg und wurde dafür an der nächsten Kreuzung, über die ich ganz ursprünglich ohnehin hätte fahren wollen, darüber belehrt, dass die Straße nach Rosenbirkach voll gesperrt sei. Die möglichen Umleitungen machten mir keine Freude, da sie entweder unnötige Bergab-bergaufs oder Umwege aufwiesen, beschloss ich getreu dem Motto "mim Fahrrad kommt man schon ürngwie durch" mein Glück zu versuchen.
Ganz kurz vor der Baustelle bog ich in den Wald ab. Hier gab es eine klasse Reifenspur (sprich: linear angeordnete Querrillen im Boden, die mit Wasser, Wurzeln und ähnlichem gefüllt waren), die ungefähr in der gleichen Richtung wie die Straße verlief. Beim nächsten Querweg guckte ich, ob ich es schon riskieren konnte, zurück auf die Straße zu fahren, doch befand es für sicherer, noch eine Schneise weiter zu ruckeln. Dort schließlich wechselte ich auf die noch nicht asphaltierte, aber schon schön planierte, ganz neu aufgeschüttete Straße. Es ging den Berg hinab, und kurz vor Rosenbirkach entdeckte ich rechterhand zwei Meter eine Böschung hinunter die alte Straße.
Wie ich auf die Idee kam, es könnte sinnvoll sein, zu ihr hinabzusteigen, weiß außer dem Geier wohl nur die Idee selbst. Auf jeden Fall versuchte ich es und verfluchte mich sehr bald dafür. Der aufgeschüttete Sand war durch den Regen sehr weich und durch seine Zusammensetzung sehr lehmig-klebrig. Noch bevor ich die Kante der Böschung erreicht hatte, musste ich einsehen, dass ich nicht die geringste Chance hatte, hier herunterzukommen, ohne dass es mir die Schuhe und wahrscheinlich auch die Socken auszog. Die Räder steckten schon fünf Centimeter im Morast, die Füße schickten sich an, es ihnen gleich zu tun. Ich kämpfte ein wenig, doch ich gewann, kam wieder auf die neue Trasse, dann ins Dorf. Hier suchte ich mir erst mal ein Stöckchen, um den klebrigen Matsch von meinem Fahrrad, insbesondere den Bremsen, zu prökeln. Der Erfolg war zwar erkennbar, aber eher bescheiden.
In Kirchrimbach, dem nächsten Kaff, kam ich fälschlicherweise am Friedhof vorbei, dort lieh ich mir eine Gießkanne und holte mir ein bisschen Wasser, in der Hoffnung, noch ein bisschen mehr von dem Dreck vom Rad abzubekommen. Ein bisschen kriegte ich noch durch Stöckchenpuhlen ab, das mit dem Wasser war vergebliche Liebesmüh. So musste ich halt dreckig weiter.
An der Kreuzung in Burghaslach - als 20-Kilometer-Punkt der Grund, warum ich überhaupt auf diese Seite des Bergrückens gewechselt war, statt irgendwie günstiger wieder an die Aisch zu kommen - rechts ab, Berg hoch, und in null-Komma-nix war ich am nächsten Bach, der Kleinen Weisach. Dieser folgte ich mit einem Brötchenpäuschen in Dutendorf (*prökel-prökel*, der Lehm fing allmählich an zu trocknen, weil inzwischen das Wetter wieder besser geworden war, so dass ich auch eine Lage Klamotten ablegte), bis sie kurz vor Höchstadt an der Aisch in letztere fließt.
In Höchstadt verweilte ich weniger lang. Hatte ich mich zwischendurch schon halb mit dem Gedanken angefreundet, die Nacht in Bamberg zu verbringen, wollte ich jetzt ob des doch relativ guten Fortkommens doch noch bis Haßfurt weiter.
Noch einmal überquerte ich den - an dieser Seite etwas flacheren - Höhenzug des Steigerwaldes und stieß in Pommersfelden (das mit dem riesigen Schloss Weißenstein) indirekt auf die Haslach, an der ich vorhin die Schlammschlacht geschlagen hatte. Die Reiche Ebrach bringt ihr Wasser mit und führt es in die Regnitz.
Wer weiß, dass Bamberg an ebendieser Regnitz liegt, kann sich leicht denken, dass ich in den Tälern der beiden Flüsse blieb, mich später wieder am Main-Donau-Kanal haltend. Kurz vor Bamberg verfuhr ich mich noch mal, fand schließlich doch den richtigen Weg zum Stadtschild und einem Supermarkt, in dem ich mir erstens Ersatz für den verlorenen Fahrradhandschuh besorgte und zweitens den praktischsten Brotaufstrich für unterwegs fand: Schoko-(Milch-)Creme in der Tube! Kein Geklapper von Glas auf der metallenen Brotbox, kein Geklecker von undichten Plastiktöpfchen. Sehr schön!
Sehr schön fand ich auch die Altstadt von Bamberg (hier traf ich auch auf einen alten Bekannten von der Hessen-Tour, Igor Mitoraj), aber es lagen noch etwa 35 Kilometer vor mir, und die wollte ich gerne noch vor zehn Uhr schaffen. Wird ja auch irgendwann dunkel. Den Aufbruch um 20 Uhr verpasste ich um zwanzig Minuten und scherte mich deshalb weniger um die geplante Route, die mich hinter Dörfleins von der anfänglich noch recht befahrenen Staatsstraße auf Nebenwege hätte führen sollen. In Unterhaid hielt ich kurz an, um ein bisschen Sofortenergie zu tanken und wegen der kalten Füße meine Schuhe wieder anzuziehen, derer ich mich in Pommersfelden entledigt hatte. Hinter Stettfeld verließ ich - wiederum entgegen der Planung - aufgrund der Empfehlung eines Unterhaiders die Staatsstraße und ließ die Bahnlinie meine Begleiterin sein, landete dann automatisch wieder auf der Straße und blieb auch hinter Zeil am Main wieder auf ihr, statt über Augsfeld zu fahren, auch wenn sie dort mit der B 26 gleich wurde. Um diese Uhrzeit war der Verkehr hier nicht so das Problem, außerdem gab's einen Radweg, und von der Landschaft kriegt man bei der Dämmerung und Geschwindigkeit eh nicht so viel mit.
Ziemlich genau um zehn passierte ich die Stadtgrenze von Haßfurt (das kommt übrigens von Hase, nicht von Hass, genau wie der Name des zugehörigen Landstrichs Haßberge) und machte mich direkt auf die Suche nach einem Schlafplatz. So richtig gefiel mir alles nicht, was ich fand. Bei den noch leeren Zelten, die für ein Volksfest da standen, war zu viel los (immerhin, nebenan fand ich einen Sanitärcontainer für den Caravanstellplatz dort, in dem ich schnell die Linsen rausnehmen konnte); die Mainbrücke war irgendwie doof; die Nische beim Penny hinter den Einkaufswagen hatte einen Bäcker gleich daneben. Es blieb der Eingang der Waldorfschule. Der war zwar nicht komplett uneinsehbar von der Straße aus, doch die Straße war sehr ruhig, und man hätte schon sehr genau hinschauen müssen, um mich zu entdecken. Und es war Holzboden, auf dem es sich doch gleich viel schöner schläft. In den Main steigen wollte ich bei der Dunkelheit nicht mehr, obgleich ich eine Stelle gesehen habe, wo es wohl gegangen wäre, so kroch ich nach Abendbrot und Zähneputzen ungewaschen in den Schlafsack.

8. Etappe     160709,   126 km

Haßfurt - Schweinfurt - Gerolzhofen - Kitzingen - Ochsenfurt - Würzburg

Ich schlief gut und hatte doch kein Problem, pünktlich aufzustehen. Nachdem ich mir ein bisschen die Stadt angeguckt und den oben genannten Container noch einmal für die Morgentoilette aufgesucht hatte, begab ich mich auf den Maintalradweg, der zwischen Bahnstrecke und Fluss entlangführt. Auch zu dieser frühen Stunde war schon relativ viel los auf ihm, weniger als erwartet hingegen auf der B 26, auf die ich in Mainberg wechselte, um das Stadtschild von Schweinfurt nicht zu verpassen. Natürlich wäre es aber schöner gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass das Schild direkt neben der nächsten Bahnunterführung steht und dementsprechend noch zwei Kilometer auf dem schöneren Radweg geblieben wäre.
Jedenfalls kam ich also in Schweinfurt an. Fand ich jetzt nicht übermäßig interessant, hat aber auch seine schönen Ecken. Ein bisschen essen, ein bisschen fotografieren, dann verließ ich die Stadt stracks nach Süden. In Schwebheim beschloss ich, dass es warm genug sei für barfuß. Hinter Oberspiesheim machte ich einen Schlenker nach Osten . In Alitzheim fand ich den winzigen Weg nicht, den ich an der Bahn entlang fahren wollte und nahm so die alte Trasse der B 286, die parallel zur neuen nach Gerolzhofen führte.
In Gerolzhofen gab es ein belegtes Brötchen mit Kakao für mich, dann fuhr ich weiter. Bis Frankenwinheim nahm ich doch den Feldweg, dann ging's auf der Straße alls bergab nach Volkach. Von hier folgte ich dem Mainkanal, wurde aus seinem unerfindlichen Grund auf die Hauptstraße geleitet und kehrte bei der nächsten Gelegenheit wieder mehr oder minder an den Kanal zurück. War halt drei Meter neben und sechs über dem Treidelpfad. Leider nur ein grob geschotterter und entsprechend holpriger Weg, bis Gerlachshausen. Dort fand sich wieder besserer Untergrund.
In Hörblach fand ich erst nicht den rechten Weg, der eigentliche Maintalradweg war aus einmal mehr unerfindlichem Grund gesperrt, und eine Umleitung über die Mainfähre in Dettelbach wurde einem ans Herz gelegt. Aber es stand auf eine Landkarte dort, auf der ich meinen Weg wiederfand, und so fuhr ich auf einer eher schlechten Fahrspur bis zur Staustufe Dettelbach. Dort endete die Fahrspur auf einer Wiese, deren Überschreiten wegen der Staustufe untersagt war ... 200 Meter trennten mich von dem Asphaltweg, der die Staustufe mit der Zivilisation verband, und so holperte ich also am Rand der Wiese entlang und kam schließlich auf die Straße von Hörblach nach Mainsondheim, die übrigens meiner Meinung nach als Radlerumleitung genauso gut geeignet gewesen wäre als die Fähre.
Von Mainsondheim folgte ich wieder dem Maintalradweg und erreichte bald Kitzingen auf der der Altstadt gegenüberliegenden Seite. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Stadt, doch etwas störte mich an dem Gelände. Die Nachfrage bei einem Mann, der die Enten fütterte, bestätigte meine Ahnung: Hier hatten bis vor kurzem noch mehr Bäume gestanden. Ausgewachsene. Viele. 89, um genau zu sein. Warum hatte man sie gefällt? Um auf dem Gelände die "Kleine Gartenschau" 2011 auszurichten! Wie bescheuert geht's denn noch!?
Dieser Umstand ließ mich die Schönheiten der Stadt ein bisschen weniger schätzen; auch stimmte es mich nicht fröhlicher, als mir von den Menschen, mit denen ich mir beim Papierkrammachen eine Bank auf dem Marktplatz teilte, erzählt wurde, dass auch die Bahnhofstraße einmal eine Allee gewesen sei ... Aber wer weiß, vielleicht waren die Bäume dort wenigstens krank gewesen oder so.
Weiter ging's, rechts des Mains mit vermindertem Gepäck, hatte ich ja das Auto in Kitzingen am Bahnhof stehen und nutzte dies, um den Schlafsack und die Lottermatte abzulegen. Sulzfeld, Segnitz, Frickenhausen flogen vorbei, und schwupps! war ich auch schon in Ochsenfeld. Auch ein hübsches Plätzchen. Kurz vor Feierabend kaufte ich der Bäckersfrau am Markt noch ein belegtes Brötchen und zwei (oho!) Kakao ab und half ihr dann noch, die Stühle und Tische reinzustellen, wofür sie sich herzlich bedankte.
Schon war ich wieder auf der Piste. Nett wäre es gewesen, einfach am Main, im Tal, zu bleiben, doch ich musste ein Stückchen ins Land hinein, da in Acholshausen ein 20-Kilometer-Punkt auf mich wartete. Freundlicherweise war auf dem Weg dorthin eine alte Bahntrasse zum Radweg umgebaut worden, so dass die Steigung sich in Grenzen hielt. Jedenfalls bis Acholshausen. Da kam nämlich der Rest der Steigung, die ich auf der Straße gehabt hätte, auf einen Schlag. Na ja. Hinter der Kreuzung ging es nur noch wenig bergan, in Darstadt durch eine Senke, wieder ein bisschen hoch, und in Winterhausen kam ich wieder unten am Main an. Nun folgte ich dem Radfernweg hinter der Bahn bis zur Staustufe Randersacker. Weil ich glaubte, auf der anderen Seite eher ein stadtteilloses Stadtschild zu finden, hielt ich es für nötig, den Fluss zu überqueren, und das tat ich hier. Die Treppen an der Staustufe sind nicht besonders barfußfreundlich. Beim Teufelskeller fuhr ich kurz hinüber zur B 13, um schon mal wegen des Schilds zu gucken; ein Stückchen später noch einmal, dort wurde ich fündig. Dann blieb ich wieder am Ufer (und überholte zum dritten Mal die gleiche Nonne auf ihrem grünen Fahrrad), bis ich ins Zentrum kam. Dort kaufte ich kurz vor knapp noch mal was zu essen und musste dann auch schon bald zum Bahnhof. Viele Sehenswürdigkeiten waren ohnehin mit Buden von der Kiliani-Messe zugestellt, so dass ich die Knipsrunde auf einen unbekannten späteren Zeitpunkt verschob. Mit Freund und Verwandtschaft in der Gegend kommt man ja auch gelegentlich mal her.
So kam ich an diesem Abend recht früh in Püssensheim an, doch nicht besonders früh ins Bett.

9. Etappe     170709,   28 km

Würzburg - Karlstadt

Dennoch kam ich pünktlich raus. Heute wollte ich ganz ursprünglich nach Aschaffenburg kommen, doch der Wetterbericht ließ mich an der Durchführbarkeit zweifeln. Also hieß es entweder 28 Kilometer bis Karlstadt oder 73 Kilometer weiter bis Miltenberg, denn das nur 22 Kilometer weiter entfernte Marktheidenfeld hat keinen Bahnhof. Die noch 41 Kilometer weiter bis Aschaffenburg hatte ich für die Tagesplanung gestrichen.
Trotz des Kiliani-Volksfestes, das den Park-and-Ride-Parkplatz okkupierte, fand ich einen genauso günstig gelegenen kostenlosen Parkplatz, brachte mein Rad vom Bahnhof zum Auto, zurrte die Packtaschen fest und machte mich auf den Weg. Kaum hatte ich fünf Kilometer und so gerade eben die Stadtgrenze hinter mir, begann der vorhergesagte Regen. Ich zog das Regencape über und sagte mir, dass ich, wenn der Regen bis Karlstadt anhalten würde, eben dort abbräche.
Links des Mains folgte ich dem Maintalradweg. Kurz hinter Himmelstadt hörte der Regen auf, und ich entledigte mich des Regencapes, doch kaum hatte ich einen Reifen nach Karlstadt hineingesetzt, da fing es auch schon wieder an. Also trollte ich mich zum Bahnhof und fuhr von dannen.

Intermezzo 1

In Würzburg (hier war es übrigens wieder trocken) machte ich einen kleinen Frustkauf (paar CDs und DVDs, die gibt's bei der Drogerie Müller oft so schön günstig), dann einen kleinen Vorratskauf für das Harry-Potter-Hextuple (alle fünf Teile auf DVD, dann für den sechsten ins Kino) am nächsten Wochenende, packte das Zeug in Ricks Kühlschrank, räumte dort noch ein bisschen auf und fuhr dann nach Frankfurt, um am nächsten und übernächsten Abend für das "Phantom der Oper" auf der Bühne zu stehen.
Außerdem besuchte ich den örtlichen Fahrradfachhandel, um erstens einen neuen Konus für die Hinterachse, die sich mit der Zeit immer häufiger und länger mit Geknackse bemerkbar machte, zweitens eine Achse und drittens minus Sieben - plus eine Speiche minus eine Acht - zu bekommen. Koni gibt's nicht mehr einzeln, man muss immer 'ne ganze Achse kaufen; und ein Entachten kam leider zeitlich nicht infrage, so schraubte ich nach dem Einsetzen der neuen Speiche selber ein bisschen an den Nippeln rum und schaffte es auch so einigermaßen, die Acht wegzubekommen.

10. Etappe     210709,   117 km

Karlstadt - Marktheidenfeld - Miltenberg - Obernburg a. Main - Aschaffenburg

Am Morgen nach der zweiten Phantom-Vorstellung fuhr ich "ganz früh" los nach Karlstadt. Bis ich dann einen Parkplatz gefunden (sehr bahnhofsnah, immerhin) und das Fahrrad aufgerödelt hatte, hatte ich schon fast drei Stunden Verspätung drin.
Auf dieser Seite war der Aufstieg in den Teil des Spessarts zwischen Maindrei- und -viereck ziemlich fies. Dafür hatte ich ihn aber auch nach drei Kilometern weitestgehend hinter mir. Nach Stadelhofen, Urspringen und über Roden runter hatte ich im Grunde nur noch kleine Wiederanstiege, aber nichts Größeres mehr. Am Main angekommen war es dann nur noch ein Katzensprung nach Marktheidenfeld, das ich zwei Stunden vorher schon mit dem Auto durchquert hatte. Da hatte ich aber einen längeren Weg nach Karlstadt in Kauf genommen, um nicht schon vorher die Strecke zu sehen, über die ich dann mit dem Rad musste.
Marktheidenfeld ist ganz hübsch, aber auch eher klein, und da ja auch Zeit aufgeholt werden wollte, blieb ich nicht lange. Eigentlich hatte ich bis Lengfurt einen kleineren Weg weiter weg vom Main nehmen wollen, doch der Hang war hier so steil, dass ich doch lieber die Hauptstraße nahm, auf der auch der Maintalradweg entlangführte. Diesen verließ ich aber in Lengfurt, um nicht mit ihm Bayern zu verlassen. Der Main bildet von 5 Kilometer hinter Lengfurt bis 7 Kilometer vor Miltenberg die Grenze zu Baden-Württemberg.
Ich wäre gerne direkt am Ufer geblieben, aber der Landwirt, den ich an der Autobahnbrücke fragte, bestätigte meine Vermutung: Man musste die Mainschleife über den Berg abschneiden, wobei es wohl noch einen Weg durch einen alten Eisenbahntunnel gibt, an den sich seine Schwester, die mich an ihn verwiesen hatte, erinnerte. Aber da lag dann wohl der Schotter noch drin, womit er raduntauglich war.
Ich nahm also wohl oder übel den Berg, wurde über einen anderen Weg geleitet als ich erwartet hatte und kam so über ein Wohngebiet nach Kreuzwertheim (so schön kann man hier wohnen: ). Von hier aus war ich erst entlang der Staatsstraße unterwegs, dann auf einem Radweg mainseits der Bahnstrecke, dann wieder auf der Straße, dann wieder auf dem Radweg. An der Staustufe Freudenberg half ich einem Radler weiter, dem seine Vulkanisationsflüssigkeit in der Tube eingetrocknet war. Dann fuhr ich in Kirschfurt über den Main nach Freudenberg, wo gerade eine Verkehrsbefragung stattfand. Mir rief der freundliche Bulle, der da aufpasste zu: "Du darfst weiterfahren, schwimmen gehen oder was auch immer." Sah ich ohne Bart, Brille und Oberteil auf dem Rad tatsächlich so jung aus!?
Auf jeden Fall war ich jetzt in Baden-Württemberg. Das war mir zwar nicht wirklich recht, doch der Umweg durchs Gebirge hätte in keinem Verhältnis zu den zwei Kilometern "Ausland" gestanden. Am nächsten See (den merk ich mir mal, für den Fall, dass ich mit meinem Freund mal mit dem Rad bei seinen Verwandten in der Nähe sein sollte) war ich schon wieder im Fränkischen.
Abgesehen von dem Gegenwind, mit dem ich eigentlich schon den ganzen Tag zu kämpfen hatte, war das letzte Stück bis Miltenberg dann ein Einfaches. Dort angekommen tat ich mich - mal wieder - bei Kakao (gleich zwei) und belegtem Brötchen gütlich und machte mich nach der Fotosafari wieder auf den Weg.
Wieder rechts des Mains auf dem Radweg entlang bis nach Klingenberg. Dort wohnen oben genannte Verwandte, und da wollte ich doch eben schnell auf ein Viertelstündchen reinschauen. Ich nahm den Hintereingang und fand Franz und Anita im Hof beim Autoputzen. Auf meinen Gruß hin guckte mich Anita erst mal an wie ein Auto (bloß nicht so schnell) - sie kannte mich auch nur mit Bart und Brille und ohne vom Wind aufgestellte Haare, so dass sie mich so wie ich grad aussah gar nicht richtig einordnen konnte. Als das geklärt war, war dann der Empfang gewohnt herzlich, und ich bekam leckere Apfelschorle gereicht. Aus einem Viertel- wurde schnipp-schnapp ein ganzes Stündchen, und ich eilte von hinnen. Die Oma auch in Klingenberg und den anderen Onkel zwei Orte weiter ließ ich ob der fortgerückten Stunde unbesucht.
In Obernburg am Main wechselte ich jetzt auf die linke Seite. Ich hielt die Rast besonders kurz, denn ich wollte noch einkaufen, und es ging stark auf acht zu (In Bayern wurde der Ladenschluss nämlich seinerzeit nicht gelockert ...). Dummerweise gab es auf dem Weg aus Obernburg heraus keinen Lebensmittelhändler. So hoffte ich, in Großwallstadt einen am Ortseingang zu finden, musste aber ganz durch den Ort, um fünf vor acht fündig zu werden. Auf dem Weiterweg kam ich an den Baggersee zu Niedernberg. Auf meiner Kartenkopie war er mir gar nicht aufgefallen, kam aber genau recht. Zwei Jungs, die gerade beim Umziehen waren, genierten sich ein wenig, als ich eine Bucht weiter vorne ankam, und ich dachte so bei mir, dass das ja nun wirklich nicht nötig gewesen sei, machte mich nackig und stieg ins Wasser, um mir den Schweiß und Dreck des Tages abzuwaschen. Kurz darauf sah ich so einen weißen Kringel von Seifenschaum im Wasser, doch als er anfing, so herumzuwabern, schaute ich noch mal genauer hin. Es handelte sich gar nicht um Schaum, sondern um eine Qualle! Ich wusste bis zu diesem Moment gar nicht, dass es Quallen auch im Süßwasser gibt ...
Ich beendete mein Bad und setzte meine Reise fort. Hinter Niedernberg erwischte ich einen falschen Weg, der mich direkt am Main entlangführte und der mal wieder auf einer Wiese endete. Der richtige lag ein paar Meter Böschung höher - auch kein Problem, aber trotzdem doof.
So gerade vor Einbruch der Dunkelheit fuhr ich in Aschaffenburg ein. Ich machte noch ein paar Fotos, fand einen Stadtplan und ein Schulzentrum, und in ebenjenem entdeckte ich einen netten Schlafplatz. Ich schrieb noch ein bisschen Bericht, und dann ging ich halt schlafen.

11. Etappe     220709,   94 km

Aschaffenburg - Alzenau - Lohr a. Main - Gemünden a. Main

Am nächsten Morgen machte ich ein paar Fotos mehr und verließ die Stadt auf der rechten Mainseite. In Kleinostheim verließ ich auch den Fluss, folgte Waldwegen nach Hörstein und ließ diese dann zugunsten der Hauptstraße rechts liegen.
Alzenau war schnell erreicht und durchgeschaut. Beim Bäcker holte ich mir zweites Frühstück (wer errät, woraus es bestand, darf sich einen Kakao und ein belegtes Brötchen holen gehen) und fragte auch nach einem Fahrradladen. Der war praktischerweise auch nicht weit weg, und ich kaufte mir eine neue rechte Pedale (selbstverständlich im Set mit der linken). Die hatte nämlich anscheinend auch schon seit einiger Zeit einen Schaden im Lager erlitten und fing mit Geräusch und Lautstärke allmählich an zu nerven.
Der Chef (ich glaube zumindest, dass ich es mit diesem zu tun hatte), bei dem ich mir in der Werkstatt einen 15-er-Schlüssel ausgeliehen hatte, zeigte mir noch zwei selbstgebaute "Spinnereien" - ein Tandem, bei dem beide mit verschiedenen Frequenzen treten können, und ein Rad mit einer 21-Gang-Nabenschaltung. Um das hinzubekommen, hat er eine zweite Nabe, die dann die Kette zum Hinterrad antreibt, am oberen Ende des Sattels angebaut. Die eine hat sieben, die andere drei Gänge, macht zusammen dann einundzwanzig. Irgendwie abgefahren ...
Abgefahren bin ich dann natürlich auch irgendwann wieder. Vor mir lagen jetzt 50 Kilometer Spessart. Ich hoffte es würde nicht allzu schlimm. Bis Blankenbach blieb ich im Kahlgrund, wo es - wie üblich - nur ein bisschen den Hang hoch- und runterging. Dann folgte ich der Sommerkahl, erwischte aber im gleichnamigen Ort einen falschen Ausgang, so dass ich die nächsten viereinhalb Kilometer ein wenig orientierungslos im Wald herumkreuchte. Ungefähr an ihrem höchsten Punkt erreichte ich dann die Straße, die ich unten verpasst hatte, und sauste auf ihr nach Heigenbrücken. Vor diesem verpasste ich wieder mal einen kleineren Weg, der auf der anderen Seite des Bachs verlief, und nahm ihn dann aber ab dort. Hinter Krommenthal wiederum fand ich wieder nicht den Anschluss dieses ausgeschilderten Radwegs und landete wieder auf der Straße. Dafür, dass ich hier jetzt wieder was Autoverkehr dabei hatte, fand ich eine schöne Stelle im Aubach, wo ich mich ein bisschen erfrischte und entstaubte und mein Hemd mal schnell auswusch (hinterher roch es tatsächlich wieder nach Waschmittel); die Sonne und der Wind (klar: heute mal mehr von Osten, also mal wieder von vorn) würden es schnell trocknen.
Den Weg, der auf der anderen Seite des Baches und der Wiese verlaufen musste, konnte ich auch bei näherem Hing/sehen nicht ausmachen, so blieb es bei dem reinen Ansinnen, doch noch auf diesen überzuwechseln. Doch in Partenstein hatte ich den oder er mich, je nach Sichtweise, auch wieder. Nach einem letzten fiesen Hügel erreichte ich Lohr am Main: Auch ein schönes Pflaster.
Ich genehmigte mir einen kleinen Snack, dann machte ich mich auf dem Maintalradweg wieder auf, die letzten 16 Kilometer für heute zu machen. Auf dem Weg hielt ich schon mal Ausschau nach einer Wiese am Main, auf welcher ich vielleicht noch ein bisschen gegen die Nähte in der Bräune, gegen die man als Radfahrer ja nicht so einfach ankommt, tun und mit Seife ins Wasser steigen könnte.
Eine solche Stelle fand ich sehr zentrumsnah, als ich in Gemünden am Main selbigen überquerte. Ich knipste erst mal ein bisschen in der Stadt rum, gucke schon mal nach einem Schlafplatz, kaufte mir was Kaltes zu trinken und ein Brötchen, und dann legte ich mich bissi in die Sonne und machte meinen Papierkram. Die Sonne verschwand leider nach relativ kurzer Zeit hinter Schleierwolken, so stieg ich also in den Main und wusch mich und begab mich hernach wieder in die Stadt, um in einer Gaststätte ein Radler wegzuschlürfen. Derweil schrub ich einige Takte Bericht und kam noch kurz mit den Damen im Gespräch, zu denen ich mich an den Tisch gesetzt hatte. Recht hatte die eine: Die Wimpelketten, die hier in der Innenstadt ein halbes Jahr lang im Zickzack über die Straßen gespannt sind, mögen zwar irgendwie auch ganz hübsch sein, aber sie machen es nicht gerade einfacher, schöne Bilder von den Sehenswürdigkeiten zu machen, weil man halt immer diese Dinger dazwischen hat. Das gilt übrigens nicht nur für Gemünden oder Wimpel. Ich bin voll des Lobpreises über meine neue Digitalkamera mit 28-mm-Weitwinkelobjektiv, weil es so einige Städte gibt, die Wimpel oder Straßenbeleuchtungskörper eher gedankenlos genau in interessante Aussichten gehängt haben.
Es wurde spät, es wurde dunkel, mich zog's zum Schlafplatz, den ich eigentlich im Hintereingang einer Schule aufschlagen hatte wollen, doch war in deren Pausenhalle noch irgendeine Veranstaltung im Gange, so dass mir das verwehrt blieb. Gut, dass gleich nebenan einen Kindergarten ist, besser, dass er ein schönes geräumiges Vordach hat. Sogar mit 'nem Waschbecken draußen. Als ich mich schlafen legte, war der Himmel noch weitestgehend klar, das ließ mich für den nächsten Tag, an dem laut Bayerischem Rundfunk von Westen - und viel mehr Westen gibt's ja hier nicht - her Regen und Gewitter aufziehen sollten, hoffen.
Irgendwann in der Nacht passierte mir noch ein Missgeschick, als ich eine Flasche aus der Vorratstasche holen wollte. Bei einer anderen, liegend gelagerten, poppte der Klapp-und-trink-Deckel auf, und Kirschnektar verteilte sich dem Gesetz der Schwerkraft folgend in und unter der Packtasche. Lief aber nicht allzu viel aus. Immerhin.

12. Etappe     230709,   98 km

Gemünden a. Main - Bayerische Schanz (Kr. Main-Spessart) - Bad Brückenau - Hammelburg

Als ich aufwachte, war es wolkig und überm Fluss auch neblig. Der erste Abschnitt heute maß 60 Kilometer, und an dessen Ende würde mich kein Bahnhof erwarten. Die 40 Kilometer bis Hammelburg müsste ich dann also auch noch dranhängen. Würde dies gelingen? Ohne wie im vorletzten Jahr zig Kilometer im Regen abzureißen? Ich versuchte es.
Gerade hatte ich den westlichsten Zipfel der Stadt, also etwa 400 Dekameter, hinter mir, fing es tatsächlich an zu regnen. Praktisch, dass ich hier an der Mündung des Sindersbachs noch ein paar Häuser mit Unterstellmöglichkeit vorfand. Als der Schauer vorbei war, begann ich dann das Sindersbachtal zu erklimmen. Nach kurzer Zeit traf ich auf den Seitenweg, der bis auf ein kleines Stück hinter dem Pumpspeicher seitab der Straße liegt.
In Ruppertshütten hielt ich vergebens nach einer Bäckerei Ausschau, so nahm ich den nun folgenden kräftigen Anstieg ohne weitere Stärkung als ein paar Kaubonbons in Angriff. Auf die letzten paar hundert Meter fing es an zu tropfen, und ich hoffte nur, dass dort oben auf der Bayerischen Schanz wenigstens ein Bushäuschen oder eine Schutzhütte wäre. Die zwei Häuser, die ich fand, eins davon ein Lokal mit einem überdachten Biergarten, fanden sich nämlich nicht auf meiner Karte. Gerade, als der Regen richtig einsetzte, kam ich oben an und flüchtete mich unters Dach. Hätte ich auf dem Weg hoch ein paar Meter weniger geschoben, wäre ich möglicherweise vor dem Regen oben angekommen und dann entweder auf der Abfahrt klatschnass geworden oder vor dem Regen erst einmal davongefahren, um dann hinter Burgsinn im Nirgendwo hineinzukommen.
Es sah nicht danach aus, als würde es bald aufhören zu regnen, so holte ich mein Zeug raus und fing an, Bericht zu schreiben. Allerdings war ich auch ziemlich müde, und so verbrachte ich die andere Hälfte der etwa zweistündigen Pause schlafend. Zwischenzeitlich hatte mich einer der hier arbeitenden Menschen gefragt, ob er mich vielleicht mitnehmen sollte, wo er jetzt hinführe. Das fand ich sehr nett, doch da ich die Hoffnung hatte, dass der Regen irgendwann aufhören würde, hatte ich natürlich dankend abgelehnt.
Inzwischen hatte es doch ein wenig abgekühlt, und ich ärgerte mich doch etwas, dass ich das Holzfällerhemd diesmal in Frankfurt gelassen hatte. So bibberte ich während der Schussfahrt (knapp 60 Sachen) denn vor mich hin ... Kurz vor Fellen schickte es sich noch mal zu regnen an, doch in Fellen selbst packte ich das Regencape schon wieder weg und fuhr auf einem Nebenweg den Rest des Auratals hinab nach Burgsinn. Dort fand ich passend zu einem letzten Schauer eine Bäckerei. Als der Regen vorüber war, suchte ich noch einen Getränkemarkt auf und ließ mich noch zehn Minuten von einem Fernfahrer im Ruhestand aufhalten, der mir einen Schwank aus seinem Leben erzählte. Bis ich an der Stadtgrenze war, lachte schon wieder die Sonne vom Himmel.
Blöderweise waren auch hier mal wieder auf der Straße, die ich nehmen wollte, Bauarbeiten zugange, die eine Vollsperrung nach sich zogen. Gerade vor dem Bauzaun ging ein kleiner Weg den Berg hoch, und ich versuchte mein Glück, mit ihm weiter hinten auf die Straße zu gelangen. Von den Sperrschildern hatte ich mir zusammengereimt, dass sie nach zwei Kilometern wieder passierbar sein müsste. Ein kleines Problem dabei war, dass zwischen "meiner" und der Straße im Sinntal herzlich wenig Wege eingezeichnet waren und ich deshalb sozusagen im Blindflug unterwegs war. Ich fuhr oder schob, mal auf besseren, mal auf schlechteren, mal auf kaum erkennbaren Wegstücken nicht weit genug nach Osten, so dass ich wieder am Ostrand des Sinntals landete. (Im Moment des Schreibens dieser Zeilen fällt mir auf der Karte übrigens ein kleiner Weg nur wenig südlich der Baustelle auf, der garantiert angenehmer zu fahren war.) Mangels eines Weges, der am Hang entlang läuft, musste ich ein Stückchen wieder hinunter, dann wandte ich mich nach Norden und fand am anderen Rand der Wiese, an der ich soeben heruntergefahren war, einen Weg, der wieder hinauf führt. An diesem steht ein Tempo-30-Schild, von daher war ich sicher, dass er irgendwo hin führen musste, und nahm ihn. An seiner nächsten Gabelung entschied ich mich dafür, geradeaus weiterzuschieben - ja, dort ist es steil - beziehungsweise -zustoßen - ja, es ist sehr steil, und der Weg ist kaum als solcher zu bezeichnen.
Weiter oben traf ich wieder auf einen fahrbaren Weg (den ich auch erreicht hätte, hätte ich mich ziemlich weit am Anfang an einer Gabelung für den schlechteren Weg und nicht für den besseren, der eine Sackgasse ist, entschieden - das kostete mich 900 Meter und jede Menge Schweiß), und dieser führte mich tatsächlich ziemlich direkt bei Streiteiche auf die Hochstraße, bei der es sich um nicht mehr als eine bessere Schotterpiste handelt. Wohl deswegen und auch wegen der Baustelle war ich, seit ich an letzterer abgebogen war, mutterseelenallein ...
Schließlich erreichte ich Roßbach, fuhr von dort hinunter ins Sinntal, dem ich ausgewichen war, weil es ein Stück weit hessischen Boden berührt, und folgte dem Fluss aufwärts. Gerade als ich in Staatsbad Brückenau, das ist drei Kilometer westlich vom Zentrum Bad Brückenaus, ankam, fing es noch einmal an zu regnen. Regencape raus und rein in die Stadt. Dort stellte ich mein Rad unter Sonnenschirmen eines Lokals unter, holte ein paar Fotos und nutzte dann die Regenpause, um mir in eben jenem Lokal 'ne Pizza reinzutun.
Ungefähr zur gleichen Zeit, da ich aufgegessen hatte, hatten die Wolken aufgeregnet. Die Sonne kam wieder raus, und ich konnte weiter. Auf einer Seitenstraße den Berg hoch und an die B 27, auf dieser ein winziges Stück weiter bis zum nächsten Seitenweg nach Aspenmühle, wieder ein Stückchen auf der Bundesstraße bis zum Abzweig, der ins Schondratal führt. Schöne Abfahrt, aber beschissener Belag. Im Tal war die Qualität ungleich besser. In Münchau fand ich den geplanten Weg nicht (oder besser: Ich misstraute der Matschrinne, die wohl später zu ihm führen oder werden würde) und nutzte stattdessen den Schondraradweg auf der anderen Seite des Flusses. Bei Heckmühle verpasste ich den Wechsel zurück auf die linke Seite, fuhr ein Stück weiter als geplant, fand eine Furt mit 'ner Brücke daneben, nahm die Brücke und riet dann falsch, wie ich am schnellsten wieder auf die Straße kommen würde, dies verlängerte den Aufenthalt auf schlechten Waldwegen um 700 Meter. Die Verzögerung der Weiterfahrt über Völkersleier, Wartmannsroth und Diebach und dann an der Fränkischen Saale entlang dürfte es aber nicht wesentlich verzögert haben.
Ich erreichte Hammelburg und befand es für gut genug für diese Woche. Die Wetteraussichten waren nicht die besten, das Harry-Potter-Wochenende mit Carlo, Noffi und Rick stand vor der Tür, der nächste Tag würde sonst in Stress ausarten, und Rick würde sich freuen, wenn er etwas Zeit mit mir alleine hätte, bevor die beiden anderen kamen.
Nach der Knipsrunde machte ich noch einen "Großeinkauf" im Discounter neben dem Bahnhof, ärgerte mich ein bisschen mit Fahrkartentarifen herum und nahm den Zug nach Karlstadt statt nur bis Gemünden. Viel teurer war es nicht, die Umsteigezeit war günstig, und ich würde ein bisschen Zeit sparen, wenn ich die 16 Kilometer mit dem Zug statt mit dem Fahrrad führe. Nur durfte ich dann - das Rad im Auto verstaut - nicht den kürzesten Weg von der westlichen zur östlichen Seite des Maindreiecks nehmen. Ich wollte dann nicht wieder bis fast nach Karlstadt zurück, sondern entschied mich für eine Straße weiter südlich. Aufgrund einer Baustelle in dem Ort, wo sie abzweigt, verfranste ich mich dann allerdings auf irgendwelchen Feldwegen und kam eine halbe Ewigkeit später in Püssensheim an ... so viel zum Thema "Zeit gespart" ... :-/

Intermezzo 2

Das Wochenende verbrachten wir hauptsächlich mit Filmgucken und Essen. Am dritten Tag, dem Sonntag, fuhren Carlo, Noffi und ich nach dem Kinobesuch zurück nach Frankfurt.
Am Montag hätte ich beim Faust mitspielen wollen. Hätte ich gewusst, dass so viele von uns Statisten zugegen waren, wäre ich gar nicht erst durch den Regen in den Park gefahren, um dort letzten Endes doch einfach nur umzukehren, weil die Vorstellung eben wegen des Regens ausfiel. Die nächsten zwei Abende tanzte ich durch Moulin Rouge, und in der Nacht fuhr ich wieder nach Püssensheim. Am nächsten Morgen wollte ich nicht eine so lange Anfahrt haben.

13. Etappe     300709,   106 km

Hammelburg - Bad Kissingen - Sandberg (Kr. Rhön-Grabfeld) - Nordheim v.d. Rhön (Kr. Rhön-Grabfeld) - Mellrichstadt - Bad Neustadt a.d. Saale

Ich kam sogar einigermaßen pünktlich in Hammelburg an und startete gleich durch. Es ging recht einfach voran, mal direkt an der Fränkischen Saale, mal mehr an der Bahnlinie entlang, manchmal auch ein bisschen am Hang hoch, doch insgesamt sehr angenehm. Dann kam schon Bad Kissingen; die Innenstadt und das Kurzentrum gepflegt und hübsch wie die meisten Städte. Von hier aus schrieb ich während meines Papierkram- und Ess-Päuschens auch die zwei Postkarten, die mir von Kesi und Christian aus den Rippen geleiert worden waren.
Nach getaner Arbeit verließ ich die Stadt nordwärts, weiter den Saaleradweg entlang, wobei ich in Kleinbrach die 1500 Meter Saaleschleife gegen 400 Meter Anfängerhügel ersetzte und in Bad Bocklet irgendwie den Faden verlor. Aber der Fluss leitete mich ja auch sehr schön.
In Steinach an der Saale, bevor es hinauf in die Pampas ging, füllte ich noch ein bisschen Getränk nach. Und dann kam der Berg. Langgestreckt, netterweise, zumindest vorerst, im Schmalwassertal. Auf der Karte war ein Weg parallel zur Straße verzeichnet, aber leider sah es so aus, als wenn er nicht auch wieder zurück auf die Straße führte. Ich überlegte, ob ich es trotzdem wagen sollte, ihn zu nehmen, tat es dann aber doch nicht. Dann fand ich ein bisschen später auf einer Karte auf einem Wanderparkplatz einen Weg auf der anderen Straßenseite, der auch gleich dort begann. Den nahm ich natürlich, auch wenn er einige Meter weit oben am Hang entlangführte. Dort, wo dieser Weg aufhörte, sah ich einen anderen auf der gegenüberliegenden Straßenseite in den Wald hineinführen - vermutlich wäre ich also auch mit dem anderen Weg zum Ziel gekommen. Kurz darauf passierte ich den Ort Schmalwasser, und dann zog der Berg an, auf Sandberg zu.
Als ich "fast oben" (die Anführungszeichen deswegen, weil es ja doch immer noch ein bisschen höher geht, wenn man denkt, gleich wäre man oben) war, fing im ersten Gang die Kette an, bei starkem Zutreten vom vorderen Kettenblatt zu laufen. Gelegentlich war das auch vorher schon ab und an immer ein einzelnes Mal passiert, aber jetzt nahm das lästige dauerhafte Züge an. Ich versuchte es damit, das Blatt insgesamt ein wenig zu biegen - es saß ziemlich weit außen, wodurch natürlich die Kette einen ganz schönen Bogen machen musste, was natürlich ein Herunterlaufen begünstigte, besonders wenn ein Zahn leicht abgebröckelt ist. Dazu sei angemerkt, dass das Blatt bis dahin höchstens 1800 Kilometer hinter sich hatte. Nach ein paar Fehlversuchen mit der qualitativ minderwertigen Wasserpumpenzange, die mich noch ein bisschen mehr nervte als es der ganze Vorgang sowieso schon tat, funktionierte es schließlich, indem ich den schadhaften Zahn alleine etwas nach innen bog.
In Sandberg sorgte ich mich ein bisschen, wie weit ich denn noch hoch müsste, da sich da ein doch sehr imposanter Berg mit 'nem Sendemast drauf in den Blick schob. Ich dachte, es sei der Kreuzberg, an dessen Gipfel ich sehr nahe entlangfahren würde, weil dies der einzige Berg mit einem einzelnen Turm auf meiner Karte war, der in der Richtung lag. Aber glücklicherweise handelte es sich um den Kreuzberg, der doch ein wenig seitab meiner Strecke lag; aber auch das Küppelchen war hoch genug, (Den Turm von meiner Karte, der auf dem Küppelchen steht, bekam ich übrigens gar nicht zu Gesicht.) und hinterher zum Kohlschlag ging es noch ein bisschen höher. Dafür war die Abfahrt die Wucht in Tüten! 73,8 km/h kriegte ich drauf, damit wurde sie schon die allerschnellste auf der diesjährigen Tour, und wäre die eine Kurve nur ein paar hundert Meter weiter hinten gewesen, wären's bestimmt noch 75 geworden. Geil!
Natürlich musste ich wie so oft im schönsten Schwung abbiegen. Oder wollte. Ein Stückchen oben am Brendtal entlang, dann durch den Talgrund und dann auf der anderen Seite wieder oben am Tal entlang den Rhön-Sinntal-Radweg weiter gen Osten. Ganz schön ist der Weg, nur einmal führt er ziemlich fies durch ein Bachtal, dann zieht er sich auf sanften Hügeln über Oberelsbach (20-Kilometer-Punkt und Gelegenheit, Vorräte und Energie aufzufüllen (es gab mal wieder ein Plunderteilchen und einen Kakao)) hin nach Nordheim vor der Rhön. Hier ist der nördlichste Punkt der Bayern-Tour. Ich machte ein kleines Entspannungspäuschen an der Bahra, und als ich die letzten hunderteinundzwanzig Meter, die es noch nach Nordwesten ging, fuhr, winkte mir an der Kreuzung, wo der ausgeschilderte Radweg (den ich zwar auf der supergenauen digitalen Karte schon gefunden und angemarkert, aber komischerweise nicht in der analogen nicht so genauen, hatte, der dann aber natürlich genutzt wurde) nach Südosten abbog, jemand zu.
Es war Rick. Er hatte, obwohl er es am Morgen sehr ungewiss gelassen hatte, ob er jetzt einen Streifen mitfahren würde oder nicht, sein Auto in Mellrichstadt stehen lassen und war mir von dort entgegengefahren. Das war etwas riskant, weil wir uns wirklich leicht verpassen hätten können, weil ich mein Handy über Tag in der Regel nicht anhatte und weil er die genaue Route nicht kannte und weil es ja auch hätte sein können, dass einer von uns sich mal dringend ins Gebüsch hätte schlagen müssen, kurz bevor der andere an der Stelle vorbeikommt. Aber es hat ja geklappt. Eigentlich hätte ich um die Zeit schon in Mellrichstadt sein wollen.
Wir folgten also dem Radweg nach dort. Hier pausierten wir ob der vorgerückten Stunde nur kurz und folgten dann erst dem Main-Werra-Radweg und ab Mittelstreu aufgrund akuten Schilderleseversagens (Oder wurden wir gar so geleitet? Ich weiß nicht mehr.) der wegen einer Baustelle vom Autoverkehr weiträumig zu umfahrenden B 19. Hinter Unsleben ging es dann wieder auf Feldwegen weiter. Als wir gerade die neue Brücke des Autobahnzubringers von der B 19 bei Bad Neustadt passiert hatten, wollte ich mal gucken, ob es hier - zurück an der Fränkischen Saale - ein Plätzchen zum Waschen gäbe. Fehlanzeige. Ich war auf einer grasbewachsenen Treckerspur ein bisschen zum Ufer heruntergefahren, und als ich jetzt kräftig in die Pedale trat, um wieder hochzukommen, machte das Drecksding von Kettenblatt vollends die Grätsche. Bei etwa einem Drittel seines Durchmessers klappte es einfach um fast 90 Grad um. Es ging noch nicht mal mehr am Rahmen vorbei. 40 Euro für'n Arsch ...
Das Beste bei dieser Sache war ja, dass Neustadt an der Saale schon in greifbarer Nähe war. Außerdem war es hier meistens flach, so dass ich (nachdem ich das Blatt so weit wieder "gerade"gebogen hatte, dass es beim Drehen keine Lackschäden mehr verursachen konnte und die Kette wenigstens aus den Speichen hielt) nicht die ganze Zeit schieben musste, sondern einen großen Teil der Strecke nur mit Schwungholen (das geht ganz schön auf die Arschbacken!) auf bis zu 16 Stundenkilometer kam.
In Herrschfeld nahm ich noch einen kleinen Umweg in Kauf, um ein Stadtschild näher zu inspizieren, aber es war natürlich ein "unwürdiges" mit Stadtteilnamen. Dafür zeigte sich unter der gleich danebenstehenden Brücke die Saale zum Waschen geeignet. Danach machten wir uns auf, die Stadt zu entern und schauten auf dem Weg ins Zentrum noch nach Schlafplätzen, derer wir einen guten fanden.
Für die Richtigkeit eierten wir (oder besser eierte ich, Rick fuhr ja richtig) noch zum Marktplatz, dann ließen wir es uns im Fränkischen Hof schmecken. Rick war etwas angepisst, weil ich während des Wartens auf das Essen meinen abendlichen Papierkram machte und fuhr als wir mit dem Essen fertig waren schon mal vor ... Als ich nachkam, fand ich ihn in dem meiner Meinung nach schlechter geeigneten von zwei Schuleingängen. Ich konnte ihn überreden, in den anderen zu kommen, und wir gingen schlafen. In der Nacht randalierte noch ein Tier in der Nähe herum, was sehr sonderbare Geräusche hervorrief, aber ansonsten hatten wir eine ruhige Nacht.

14. Etappe     310709,   101 km

Bad Neustadt a.d. Saale - Bad Königshofen i. Grabfeld - Hofheim i.UFr. - Ebern - Bad Staffelstein

Am nächsten Morgen suchten wir erst eine Bäckerei auf und dann einen der beiden Fahrradläden am anderen Ende der Stadt, die die Kellnerin im Fränkischen Hof mir nennen gekonnt hatte. Dieser war sogar noch ein bisschen weiter weg als der andere, hatte aber schon ein bisschen früher auf als neun, was auf beider Läden Schilder als Öffnungszeit stand. Die Bedienung war freundlich (an dieser Stelle einen Gruß an B.B.), der Service wie er wünschenswert ist: Was will man mehr? Das Kettenblatt, das ich erstand, ist zwar aus Stahl statt aus Alu und deshalb etwas schwerer, aber dafür kostete es auch nur ein Viertel und sitzt auch etwas kettenschonender mittiger auf der Welle. Und es hat bis zum Ende des Sommers schon mehr als 1400 Kilometer vollkommen unbeeindruckt überstanden.
Obwohl ich die Abfahrtszeit schon auf 10 Uhr gelegt hatte und auch relativ schnell mit dem Austausch der Tretgarnituren fertig war, kamen wir doch erst mit einer halben Stunde Verspätung los. Wir folgten dem ausgeschilderten Radweg (außer in Herrschfeld, wo wir einfach den Bogen, den der Fluss macht, auf der Hauptstraße abschnitten) und kamen mit wenigen Hügeln gut voran. In Wülfershausen a.d.S. müssen wir ein Schild verpasst haben, denn wir landeten auf der B 279 statt am Fluss zu bleiben. In Saal an der Saale kamen wir wieder auf die geplante Strecke, nur hörte diese auf einem Flugplatz auf. Das hatte mir keine Karte verraten. Der letzte Abzweig lag schon ein Stückchen hinter uns, der Weg direkt den Hang hoch zur Bundesstraße war steil. Wir nahmen trotzdem die zweite Möglichkeit. Im nächsten Ort wollte ich allerdings nicht weiter auf der B bleiben und musste dem etwas quengelnden Rick erklären, dass es bei der Tour nicht darum ging, auf Biegen und Brechen den kürzesten Weg zu nehmen, insbesondere nicht, wenn er mit Autos verseucht ist. Auch wenn es noch einmal über einen Hügel gehen sollte wie hier.
So kamen wir hintenrum in Bad Königshofen im Grabfeld an. Wir wollten uns einen Dönerteller teilen, und eigentlich stellt das ja auch kein größeres Problem dar. Nur hatte die ausgewählte Döneria wohl gerade einen telefonischen Großauftrag erhalten, so dass es doch ein bisschen länger dauerte, bis wir unser Essen kriegten. Alldieweil fotografierte ich ein bisschen und besorgte mir was zu trinken, außerdem hatte ich bis zum Essen schon meinen Papierkram fertig, so dass wir direkt hinterher aufbrechen konnten. In die Haßberge. Anfangs war es noch relativ harmlos, doch hinter Althausen zog es doch ein bisschen an, auch wenn wir den mittleren der drei möglichen Wege nach Aub nahmen.
Zwischenzeitlich hatte ich neben dem ausgewählten noch einen anderen Weg auf der Karte entdeckt, der mit weniger Steigungspfeilen verziert war. Außerdem führte er nicht komplett über größere Straßen wie der andere, sondern großenteils durch einen Wald. Kurzentschlossen nahmen wir den, und wir taten nicht schlecht daran. Die Steigungen waren relativ zahm, auch wenn Rick mehrfach schob, und die Straße war sehr ruhig. Wir bogen auf den Waldweg ab, auf dem es sehr sehr lange hoch, hoch und weiter hoch ging bis zur Schwedenschanze. Die Abfahrt hinter dieser war dafür ziemlich klasse. Unten angekommen hatte die planmäßige Route uns wieder. Es ging noch drei Kilometer leicht bergab, und dann waren wir in Hofheim in Unterfranken, gingen erst mal einkaufen und dann in die Stadt.
Dort hielten wir uns nicht besonders lange auf und holten so ein bisschen von der Verspätung rein. Der Weiterweg ging grad noch einmal quer durch die Haßberge, doch es sollte ein Berg, noch ein Berg und dann ein Flusstal werden. Weil es nur zwei Berge waren, kam der ungeübte Rick doch noch mit bis Ebern, wo der nächste Bahnhof war. Ansonsten hätte er 10 Kilometer bis Haßfurt fahren müssen, um Bahnanschluss zu haben.
Wie dem auch sei: Dass der erste von den beiden Bergen so ein Arschloch wäre, hätte ich nicht unbedingt erwartet. Dahinter ging's talwärts, dann noch einmal knackig bergauf, und noch einmal kam die Diskussion auf, warum die Route so sei und nicht "leichter" (Antwort: Weil es von Hofheim nach Ebern keine "leichtere" Route gibt. Das hatte das Stückchen, das wir gerade auf der Bundesstraße gefahren waren, ja bewiesen. Denn um auf die B zu kommen, mussten wir den ersten Berg hoch.). Auf jeden Fall hatten wir den mit 333 Metern zweiten höchsten Punkt erreicht, von hier an ging es im Wesentlichen nur noch abwärts. Abgesehen von den üblichen paar Stellen, wo man doch eben den Hang hochgescheucht wird. In Frickendorf machten wir noch kurz wegen der schönen Brücke über die Baunach Halt, und nicht viel später erreichten wir Ebern.
Wir waren früh genug dort, so dass ich noch nach Bad Staffelstein weiter wollte. Rick hingegen war müde. Er schlug vor, hier in Ebern ein Zimmer zu nehmen, was ich aber definitiv ablehnte. Diskutie-diskuta ...
Während ich meinen Papierkram machte und was aß, war er verschwunden. Er hatte für sich und sein Rad Fahrkarten nach Bad Staffelstein gekauft, sich dann den Fahrplan ausgedruckt und daraufhin festgestellt, dass er mit dem Zug wohl länger unterwegs sein würde als ich mit dem Rad. Es lagen ein vermutlich steiler Berg und einer, der an einem Bach anstieg, zwischen den Städten. Das hielt er grad noch für verkraftbar, so ließ er die Tickets verfallen, und wir stiegen wieder auf.
Den ersten Berg nach Hemmendorf schoben wir viel, den zweiten, den Eggenbach entlang, wo Rick auf halber Strecke noch mal Energie tanken musste, wenig; und dann kam das Maintal. Ich wäre ja gerne kurz in den Fluss gestiegen, aber Rick hielt mich - auch ob der schon ziemlich dämmrigen Dämmerung - davon ab. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, heute nicht auf Beton zu schlafen, und mich dazu genötigt, ihm gleich zu tun. So kam es, dass ich zum allerersten Mal in der Geschichte der Mega-Monster-Mörder-Tour ein Hotelzimmer bezog. Wir gingen noch was essen und dann zu Bett.

15. Etappe     010809,   79 km

Bad Staffelstein - Lichtenfels - Coburg - Neustadt b. Coburg - Kronach

16. Etappe     020809,   126 km

Kronach - Tschirn (Kr. Kronach) - Presseck (Kr. Kulmbach) - Münchberg - Naila - Hof

17. Etappe     040809,   92 km

Hof - Rehau - Selb - Wunsiedel - Marktredwitz - Tirschenreuth

18. Etappe     050809,   110 km

Tirschenreuth - Neustadt a.d. Waldnaab - Weiden i.d.OPf. - Kemnath - Eschenbach i.d.OPf.

19. Etappe     060809,   154 km

Eschenbach i.d.OPf. - Kaltenbrunn (Kr. Neustadt a.d.W.) - Sulzbach-Rosenberg - Amberg - Rohrbach (Kr. Regenburg) - Parsberg - Neumarkt i.d.OPf.

20. Etappe     070809,   130 km

Neumarkt i.d.OPf. - Altdorf b. Nürnberg - Hilpoltstein - Roth - Gunzenhausen - Weißenburg i.Bay.

21. Etappe     080809,   130 km

Weißenburg i.Bay. - Treuchtlingen (Kr. Weißenburg-Gunzenhausen) - Eichstätt - Beilngries - Riedenburg

22. Etappe     090809,   125 km

Riedenburg - Stausacker (Kr. Kelheim) - Kelheim - Regensburg - Pielenhofen (Kr. Regensburg) - Burglengenfeld - Schwandorf

23. Etappe     240809,   76 km

Schwandorf - Nabburg - Vohenstrauß - Oberviechtach

24. Etappe     250809,   124 km

Oberviechtach - Neunburg v. Wald - Waldmünchen - Waffenbrunn (Kr. Cham) - Roding - Cham - Bad Kötzting

25. Etappe     260809,   51 km

Bad Kötzting - Viechtach - Regen