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Die Route der Baden-Württemberg-Tour

21. Etappe     050804,   146 km

Lörrach - Weil am Rhein (Kr. Lörrach) - Müllheim (Baden) - Freiburg im Breisgau - Emmendingen - Rust (Ortenaukr.) - Lahr im Schwarzwald

Die Nacht war kurz, auch heute stand viel an. Ich kam sogar noch eine Stunde früher los als geplant. Ich verließ Baden-Württemberg noch einmal für einen kurzen Zacken durch die Schweiz (wollte mir denn doch den Hang auf der anderen Seite der Wiese ersparen), und schon war ich in Weil am Rhein; und weil am Rhein ein Fernradweg entlangführt, nahm ich diesen auch. Wobei er mich zumindest auf diesem Stück nicht wirklich überzeugte. Der Belag ist zwar gut, und die Landschaft schön, aber man sieht auf Kilometer immer nur das gleiche Bild. Links den Wald auf der Insel zwischen Canal d’Alsace und Altrhein, dann letzteren, und rechts Wald, hinter dem die A 5 deutlich vernehmbar verläuft. An einer Stelle sogar dergestalt, dass man, wenn man es richtig anstellt, mit dem Kopf keine zehn Meter von den Autoreifen entfernt ist.
Immerhin gibt es die ein oder andere Stelle im Rhein mit einigen großen Steinen drin, die rausgucken - ist ziemlich flach hier - und zum drauf Sitzen und Frühstücken einladen. Das tat ich auch, fünfzig Minuten lang, ohne zu merken, wie die Zeit verging.
Jeder Weg hat mal ein Ende, singt Marianne Rosenberg so schön, so auch dieser für mich, nämlich in Neuenburg am Rhein, wo ich ins Markgräfler Land abbog nach Müllheim, einer kleinen feinen Stadt, in der offensichtlich am heutigen Tage eine Sportveranstaltung stattfinden sollte. Von der bekam ich allerdings nicht ganz so viel mit, weil ich frisch belinst wieder aufbrach gen Norden
Nicht über die B 3, was vielleicht etwas einfacher gewesen wäre, sondern durch die ersten westlichen Hügel des Schwarzwaldes, dem Markgräfler-Land-Radweg folgend. Nicht sooo schlimm, aber auch nicht ganz ohne. Das Stück durch das Schneckental bei Pfafffenweiler, war ganz schön, dahinter ging es dann für mich ein Stückchen auf der B 3 weiter und dann hintenrum durch St. Georgen nach Freiburg im Breisgau hinein.
In Freiburg, das ich schon kannte, machte ich eine Knipsrunde, ruhte ein bisschen aus quasi im Schatten des Münsters, und nahm dann meine Fährte wieder auf. Auf der Straße, die später auf die Sundgauallee führt, fuhr ich hinaus, gelangte an die Dreisam und begleitete sie bis kurz hinter der A 5. Bei Hochdorf bot sich ein netter Blick auf den Kaiserstuhl, in Reute überquerte ich die Glotter (Na? Klingelt’s bei jemandem? Glottertal? Schwarzwurzelklink?), in Wasser kam ich in Emmendingen an und fuhr durch in die Innenstadt.
Hier in Emmendingen war der Teufel los - die ganze Stadt voller Radfahrer! Wieso das, mochte man sich fragen, und die Antwort bot sich auf dem Marktplatz: Es war die Endstation der heutigen Etappe der „Tour de Ländle“, einer vom SWR veranstalteten Massenradtour (die wohl auch durch Müllheim gekommen sein dürfte). Ich schnappte auf, dieses Jahr seien viertausend (!) Menschen dabei.
Auf dem Weiterweg der Elz (in der ich weit entfernt vor drei Tagen noch gebadet habe) entlang kam ich an einem mit Zelten vollgestellten Sportplatz vorbei, und es kamen mir immer noch reichlich Nachzügler entgegen. In Riegel dann fährt man in einer Biegung des ansonsten schnurgeraden Flusses genau auf eine Brauerei zu. Schon ein nettes Bild, besonders mit der Kapelle auf dem schroffen Felsen darüber, aber irgendwie nicht so recht geeignet für ein Foto. Ab hier folgte ich dann ein ganzes Stück dem Leopoldskanal - mal wieder nicht wirklich spannend zwischen Deich und Mais. Nach Rheinhausen bog ich wieder ab und fuhr dann durch Rust und Kappel (hier hatte es vor kurzer Zeit geregnet) und kam schließlich in Lahr im Schwarzwald an.
In Lahr fuhr ich dann schon nach einem Schlafplatz suchend in die Altstadt hoch und nach kurzer Rast, es dunkelte schon, wieder hinunter. Die Fußgängerbrücke, die ich auf dem Hinweg gesehen hatte und die sich bei näherem Hinsehen am nächsten Tag sowieso als nicht geeignet herausstellte, wäre ein Scheiß gewesen gegen den Platz, den ich fand - einer der geilsten in zehn Jahren Mega-Monster-Mörder-Tour: Ein Spielhaus auf einem Spielplatz, bei dem mittels Schienen im Fachwerk die Böden beziehungsweise Wände verschiebbar waren. Recht bequem, (fast zu) warm (eine halbe Stunde lag ich trotz nichts an schwitzend herum), trocken, und das Fahrrad guckte nur mit dem Vorderreifen zu einer sichtgeschützten Seite heraus.

22. Etappe     060804,   154 km

Lahr im Schwarzwald - Offenburg - Kehl am Rhein - Bühl (Baden) - Geroldsau (Kr. Baden-Baden) - Baden-Baden - Rastatt - Karlsruhe

Doch auch diese Nacht hielt ich kurz. Ich wollte jetzt tatsächlich versuchen, nach Karlsruhe zu kommen. Es war zwar nur „Pflicht“ Baden-Baden zu erreichen, doch die „Kür“, weitere fünfzig Kilometer mit nur leichtem Gepäck zu fahren, lockte doch.
Entsprechend früh brach ich auf an diesem leicht grauen Morgen, folgte mehr oder minder der B 3 auf Nebenstraßen. Überall waren hier temporäre Halteverbote „wegen einer Sportveranstaltung“ ausgeschildert - Vorboten der Tour de Ländle, die heute in Kehl ihr Ende finden sollte.
In Offenburg frühstückte ich dann erst mal und fuhr dann bald weiter. Jetzt im Nachhinein sehe ich, dass ich auch den Radweg an der Kinzig entlang hätte nehmen können, doch der Weg über die Dörfer, den ich nahm, dürfte um einiges interessanter sein, da die Kinzig - wie ja so viele Flüsse hier - aus einem Kanal zwischen zwei von Hochwasserdämmen begrenzten grasbewachsenen Überschwemmungsflächen besteht. Formschön und abwechslungsreich wie diese Kästchen hier ...
Na ja. Irgendwann lief ich schließlich in Kehl am Rhein ein. Dort gönnte ich mir einen Burger vom Kochlöffel (man muss ja das heimatliche Gewerbe unterstützen, wo’s geht ;-). Nach einer kleinen Augenoperation fuhr ich weiter, den Rhein entlang. Sollte ich jemals den Rhein hinuntertouren, das legte ich spätestens hier fest, werde ich am Oberrhein nicht direkt am Ufer bleiben. Das Stück hinter Weil und dieses hier enthoben mich jeder Illusion, das könnte sich irgendwie interessant gestalten. Hier fand sich links Wald, dann der Damm, dann der Rhein, dann der Damm mit dem Weg, auf dem man fuhr, dann unten ein Bach, dann die Straße und schließlich wieder Wald, die einzige Abwechslung sind kleine Häfen, die man umfahren muss. Bei Rheinau verließ ich diesen Weg dann endlich wieder und nahm kleine Straßen über Lichtenau und Moos nach Bühl.
Dort gönnte ich mir schön unter Platanen ein Päuschen und ein Eischen, bevor ich mich zur letzten bösen Auffahrt in den Sattel schwang. Der musste sein, es wartete ein zwanzig-Kilometer-Punkt. Außerdem hätten sich sonst Ein- und Ausfahrt in Baden-Baden sich so geglichen. Etwa zweihundertdreißig Höhenmeter verteilten sich auf die nächsten neun Kilometer, und einige davon auch noch doppelt. Das erste Stück bis Bühlertal war noch relativ stressfrei, aber dann zum Tal des Steinbachs hinüber habe ich doch den ein oder anderen Hektometer geschoben. Den halben Liter Apfelschorle, den ich in Bühl getrunken hatte, fand sich jetzt in meinem Hemd.
Die B 500 erreichte ich etwas schneller als erwartet und nahm die Abfahrt über Geroldsau und Lichtental (Kloster []) nach Baden-Baden (... [] Die Bilder sind hauptsächlich von einer kleinen Stadtführung, die Rainer am nächsten Morgen mit mir veranstaltete.). Hier überraschte ich Rainer damit, dass ich einige Stunden eher da war als ausgemacht. Aber er war zu Hause, und ich konnte das nicht benötigte Gepäck schon mal abstellen und weiterfahren. Über einen letzten echten Hügel und Schloss Favorite nach Rastatt, das ich trotz gegenteiliger vernommener Meinung ganz hübsch fand.
Entlang der - wie üblich - kanalisierten Murg verließ ich die Stadt wieder, und bei Steinmauer, da mich jetzt der Deutsch-Französische Rheinauenradwanderweg und lange keine Ortschaften erwarteten, auch mal meine Kleidung. Für die nächsten zwanzig Kilometer, inclusive Rast an einem Ausee, bis kurz vor Karlsruhe-Daxlanden (der letzte Teil dann auf der schon bekannten Waldfkk-Classic-Radelroute). Von Daxlanden aus ging es dann an der Alb weiter, die auf die ganze Länge bis kurz vorm Bahnhof von einem mehr oder minder breiten Park gesäumt wird. Vom Bahnhof aus bog ich dann noch mal in die Innenstadt ein, machte eine kleine Fotorunde und nahm dann die S-Bahn nach Baden-Baden zurück, wo mich noch einmal ein Aufstieg von vierzig Metern (von Oos, wo der Bahnhof ist, bis in die City) und des weiteren Rainer, eine warme Dusche und ein kuscheliges Bettchen erwarteten.

23. Etappe     070804,   81 km

Karlsruhe - Bruchsal - Mannheim

Gut, dass ich am Vortag schon so weit gekommen war. Schlecht, dass ich heute mit einer Stunde Verspätung loskam.
Einen Zug später als geplant fuhr ich von Baden-Baden ab, so dass ich wertvollen Zeitpuffer verspielte. Doch ich hatte die Zeiten relativ großzügig festgelegt, so dass ich auch so noch vor dem Einsetzen der Dämmerung in Mannheim ankommen sollte.
In Karlsruhe füllte ich ein letztes Mal meine Vorräte auf (ein perfekter Zeitpunkt für die Regentropfen, die gerade vom Himmel fielen) und nahm dann wieder wie im letzten Jahr die Friedrichstaler Allee; von dem grauen Himmel kriegte man unter dem grünen Dach nicht allzu viel mit, der kam erst in Friedrichstal wieder in den Blick, von wo ich dann über Neuthard und Karlsdorf nach Bruchsal gelangte.
Es war vier Uhr, und in der Bruchsaler Innenstadt wurden gerade die Bürgersteige hochgeklappt; die Anziehungskraft der Heimat tat ihr übriges, um die Pause nicht zu lang werden zu lassen. Hinter dem Schloss bog ich ab Richtung Hambrücken, um allmählich wieder an den Rhein zu gelangen. Auf diesem Teilstück hatte ich einen nicht wirklich schönen Gegenwind. Zwischen Oberhausen und Altlußheim zogen von Osten her ausgesprochen dunkle Wolken auf, und ich überlegte, ob ich noch weiterfahren sollte oder mich hier unterstellen. Da ich erwartete, dass mich an der Hauptstraße und an der Autobahn jeweils eine Brücke erwarteten, entschied ich mich für ersteres. Jetzt wurde der Wind geradezu stürmisch. Die erste Brücke gab es nicht. Ich orakelte, wenn ich es bis zu einem bestimmten Zeitpunkt bis zur Autobahnbrücke schaffte, würde ich auch noch trockenen Fußes nach Ketsch weiterkommen, das waren dann noch etwa sechs Kilometer. Doch nach zweien davon, am Flugplatz, fing es dann doch schon mit dicken Tropfen an zu regnen, also stellte ich mich dort unter. Ich dachte mir, ich könnte meinen Cousin, der in Mannheim wohnt anrufen und fragen, ob er da sei; dann wäre ich halt die restlichen zwanzig Kilometer (entsprechend der Stunde Verspätung vom Morgen) durch den Regen gefahren - das geht schon mal, wenn man weiß, dass einem am anderen Ende eine warme Dusche winkt. Dummerweise war Andrej gar nicht im Lande, und auch ein anderer Bekannter, dessen Nummer ich auch noch im Handy hatte, war gerade auf dem Sprung.
Inzwischen hatte ich schon eine halbe Stunde unter diesem Vordach verbracht, der Regen stäubte auch ein bisschen darunter, da fiel mir ein, dass ich doch Regenkleidung dabei hatte. Der Regen hatte etwas nachgelassen, aber er würde nicht in absehbarer Zeit aufhören, also zog ich die Regensachen an und fuhr weiter. Ketsch und Brühl (das mit dem Steffi-Graf-Park ... stimmt ja, die kam ja von hier) zogen vorbei, und schließlich erreichte ich den von hier aus ersten Stadtteil Mannheims, Rheinau. Von hier aus ging es dann ausgesprochen lang und weilig an der Bahnstrecke entlang Richtung Zentrum. Die Schilder an der Bahnstrecke zählten die Kilometer bis zum Bahnhof rückwärts; es schien so, als wollte es gar nicht weniger werden. Ein Stück vorm Bahnhof machte ich noch einen Schnörkel, um den Ring zu schließen, und schaute dann, zu welchen Konditionen ich nach Hause käme. Da gab es in geringer zeitlicher Entfernung einen Zug über Friedrichsfeld, der mich fast fünf Euro gekostet hätte, oder einen über Lampertheim für nur zwei Euro dreißig, aber dafür erst in mehr als einer Stunde. Ich entschied mich für den Zug über Lampertheim, aber erst ab Lampertheim. Ab da fuhr ich nämlich umsonst. Da an eine Fotorunde (die hatte ich mir ja vor zwei Jahren für die Wiederankunft aufgespart) bei diesen Lichtverhältnissen ohnehin nicht zu denken war (und ich auch gar nicht dran gedacht habe), startete ich direkt durch.
Im letzten Stadtteil Mannheims, etwa fünf Kilometer vorm Ziel, guckte ich noch mal schnell an einer Bushaltestelle auf einen Stadtplan und dann etwas irritiert auf meinen Hinterreifen, mit dem ich in einer Pfütze stand. Es blubberte lustig vor sich hin. Jetzt ging’s um die Zeit ... ich hatte noch etwas mehr eine halbe Stunde, und wie weit es noch war, wusste ich nicht genau. Also: rein in die Pedalen und pro Aufpumpen so schnell so weit wie möglich gekommen! Einmal pumpen reichte für ungefähr zweieinhalb Minuten, und mit fünfmal pumpen und einem Zwischenstopp bei MacDonald’s kam ich reichlich vor dem Zug am Bahnhof an.
Während der Zugfahrt flickte ich dann noch schnell das Loch, fuhr in Frankfurt angekommen nach Hause, machte mich frisch und ging dann zur Feier des Tages mit einem Kommilitonen noch ein Bierchen zischen.
Hoffe nur, dass die verbleibenden drei Bundesländer nicht so zerstückeln ...



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